Gesunde Ernährung für Mensch und Planet

Die Vorträge von Prof. Helen von Bibra, Dr. Daniel Plecity, Dr. Jörg Schmid, Jutta Löbert und Organisator Dr. Marc Block (von links) sorgten für volles Haus im Klinikum Ebersberg München Ost.
Unter dem Titel „Ernährung im Focus – Strategien für ein gesundes Morgen“ waren zwei Referentinnen und zwei Referenten angekündigt. Dr. Marc Block, Kardiologe und Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes setze in seiner einführenden Begrüßung inhaltliche Klammern: Es werde in den Vorträgen darum gehen, liebgewonnene Ernährungsgewohnheiten aufzugeben, wie wir gesund altern können, und wie eine intakte Natur unsere Gesundheit beeinflusst.
Ernährung als Teil der Prävention
Die Kardiologin der TU München, Prof. Helene von Bibra, machte mit ihrem kritischen Update zu den Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) den Anfang. „Wir haben in Deutschland einen enormen Bedarf an Prävention“, stellte sie fest. Jedes siebte Kind in Deutschland habe Übergewicht oder zumindest zu wenig Bewegung, insgesamt nehme die Gesundheitskompetenz ab. Ungesunde, zuckerhaltige Ernährung könne dazu beitragen, dass Insulinresistenz entsteht, die wiederum Diabetes nach sich ziehen könne. Diabetes erhöhe das Risiko für diverse Erkrankungen, darunter Schlaganfall oder schlechte Wundheilung. Die Empfehlungen der DGE seien auf gesunde, normalgewichtige Menschen bezogen, was bedeute, dass in Deutschland viele Menschen andere Anhaltspunkte benötigen. Aus Ihrer Sicht sei es beispielsweise insgesamt wichtig, dass die Deutschen gesunde Fette zu sich nähmen, Fett nicht allgemein als gefährlich ansehen oder auch, dass Gemüse zuckerreichem Obst vorzuziehen sei.
Fettleber und Insulinresistenz
Wie gesunde Ernährung für Menschen ab 55 Jahren aussieht, beleuchtete Jutta Löbert. Die aus dem Bayerischen Fernsehen bekannte Ökotrophologin beleuchtete zunächst die grundlegenden körperlichen Veränderungen: Die Muskelmasse nimmt ab, das Körperfett, insbesondere das viszerale Fett nehme zu, das Durstgefühl sinke im Alter. Daraus leitet Jutta Löbert konkrete Empfehlungen ab, etwa mindestens 1,5 Liter pro Tag zu trinken, am besten Wasser oder ungesüßten Tee. Vielen helfe es, sogenannte Trinkroutinen zu entwickeln; sich beispielsweise Wasserflaschen auf den Arbeitsplatz zu stellen. Für Obst und Gemüse ist ihr Tipp, regional und saisonal zu wählen, dabei auf möglichst große Abwechslung zu setzen, und bei Getreideprodukten Vollkorn zu bevorzugen. Im Hinblick auf Milchprodukte solle darauf geachtet werden, dass diese fettarm sind. Fleisch empfahl sie bei 300 Gramm pro Woche, etwa ein bis zwei Portionen Fisch und bis zu drei Eier in diesem Zeitraum.
Umweltschutz und Ressourcen
Unsere Ernährung hat nicht nur Auswirkungen auf unsere eigene Gesundheit, sondern auch auf die des Planeten – so der Ausgangspunkt des Vortrags von Notfallmediziner Dr. Jörg Schmidt, der auch bei „Health for future“ engagiert ist. Er hatte viele Zahlen parat, die dies zeigen. Ein Beispiel: 70 Prozent des Wasserverbrauchs entsteht durch die Landwirtschaft, also unsere Ernährung. Es gebe jedoch Lebensmittel, für die weniger Ressourcen verbraucht werden als für andere. Teilweise sei die sogenannte Co2-Bilanz ein und desselben Nahrungsmittels je nach Jahreszeit höher oder niedriger. Ähnlich wie seine Vorrednerin empfahl er daher saisonale und regionale Ernährung. Grundsätzlich verbrauche es mehr Ressourcen, Fleisch als Nahrungsmittel zu gewinnen, als Pflanzen.
Ernährungsmedizin in Ebersberg
Ein Heimspiel war der Vortrag im Klinikum Ebersberg München Ost für Dr. Daniel Plecity. Er ist Gastroenterologe, Ernährungsmediziner und Leitender Oberarzt der Medizinischen Klinik I des KlinikumsEbersberg München Ost. Er brachte in das Thema Ernährung und Gesundheit einen zusätzlichen Blickwinkel; nämlich Mangelernährung bei schwerkranken Patientinnen und Patienten, etwa Menschen mit Krebs. Im Alltag in der Klinik erlebe er, dass Kranke es nicht schafften, Frühstück, Mittagessen und Abendessen zu sich zu nehmen. Sie schafften häufig nur einige Bissen. Nicht nur, dass sie dadurch nicht genügend Kalorien bekämen, es entstehe auch ein Mangel an Nährstoffen. Als Folge sei die Therapie schwieriger. Im Klinikum Ebersberg München Ost sei man insbesondere bei Tumorpatienten sehr aufmerksam, was die Ernährung betrifft.