« Zurück zur Übersicht
Chefarzt Dr. Artur Klaiber (links) und Oberarzt Dr. Rudolf Weber beraten und operieren in der Kreisklinik Ebersberg Menschen, die Gelenkbeschwerden haben. (Foto: kk)
Ebersberg, März 2024 – In unserer alternden Gesellschaft treten Arthrosen und Verschleißerscheinungen immer häufiger auf und reduzieren die Lebensqualität der Betroffenen. Mit einem künstlichen Gelenk können viele Einschränkungen aufgehoben werden. Wir sprachen mit Dr. Artur Klaiber, Chefarzt der Unfallchirurgie & Orthopädie an der Kreisklinik Ebersberg, und Oberarzt Dr. Rudolf Weber.
An der Kreisklinik wurde vor zehn Jahren das EndoProthetikZentrum Ebersberg gegründet. Hier werden künstliche Gelenke für Schulter, Hüfte und Knie implantiert. Weshalb werden denn künstliche Gelenke überhaupt nötig?
Dr. Klaiber: Der häufigste Grund ist der Gelenkverschleiß. Der Knorpel, der normalerweise die Gelenke schützt, wird durch Verbrauch, Fehlstellungen oder erbliche Defekte ab- oder umgebaut, sodass die normale Bewegung des Gelenks nur noch unter Schmerzen oder gar nicht mehr möglich ist. Da wir in der Klinik jedoch auch alle Unfälle behandeln, sehen wir etwa gleichviele Patientinnen und Patienten mit Arthrose wie Unfallverletzungen.
Dr. Weber: Neben den Erstimplantationen führen wir auch Wechseloperationen durch, also den Einbau von künstlichen Gelenken, um eine Prothese zu ersetzen. Die Haltbarkeit der Prothesen wird heute mit zwischen 25 und 30 Jahren beziffert. Wir beziehen unsere Prothesen vom Marktführer, übrigens nicht aus China, und Verarbeitung und Materialien sind sehr hochwertig. Wir wählen nach Qualität, nicht nach Preis aus. Dennoch kann sich etwa bei hochbetagten Menschen wegen der Osteoporose der Übergang von Zementmantel und Knochen verändern, sodass früher als im statistischen Mittel erwartbar ein Ersatz nötig wird.
Wie läuft die OP in der Kreisklinik Ebersberg ab?
Dr. Weber: Abgesehen von Unfallpatienten kommen Patienten üblicherweise zunächst in die Gelenksprechstunde, in der Regel schon von einem niedergelassenen Kollegen oder Kollegin voruntersucht. Hier führen wir eine gründliche Anamnese durch, eruieren das Beschwerdebild, den bisherigen Medikamenteneinsatz und begutachten das Röntgenbild. Im Idealfall stützen die Befunde einander. Wir sprechen eine Handlungsempfehlung aus und ermuntern bei Unklarheiten dazu, eine Zweitmeinung einzuholen.
Dr. Klaiber: Bei der Indikationsstellung spielt die Lebensqualität der betroffenen Person eine entscheidende Rolle. Die meisten Patienten sind “reif” für ein künstliches Gelenk, wenn sie zu uns kommen, das heißt, dass meistens die konservativen Therapiemöglichkeiten bereits ausgeschöpft sind. Wenn nicht, raten wir dazu. Oder wir besprechen gemeinsam, welche Art von Gelenkersatz geeignet ist. Viele Patienten sind durch die Presse und das Internet schon sehr gut informiert.
Welchen Vorlauf braucht es, wenn die Entscheidung gefallen ist?
Dr. Weber: Bei einem Unfall wird innerhalb von 24 Stunden die definitive Behandlung von speziell geschulten, zertifizierten Operateuren entschieden und initiiert, bzw. durchgeführt.
Dr. Klaiber: Bei einer elektiven OP kann der Patient den Termin selbst bestimmen, wir brauchen mindestens zwei bis drei, besser vier Wochen Vorlauf, denn auch die postoperative Phase und die Reha-Planung werden von uns eingeleitet.
Wie geht es dann weiter?
Dr. Weber: Der Patient kommt entweder am Vortag oder auch am Tag der Operation selbst. Je nach Schwierigkeit dauert die eigentliche Operation knapp unter einer Stunde. Prothesenwechsel dauern länger.
Dr. Klaiber: Es gibt eine große Auswahl an verschiedenen Zugangsmöglichkeiten, unter denen der Arzt auswählen kann; der Standard ist immer minimalinvasiv. Alle unsere Operateure verfügen über viel Erfahrung und jeder wählt den für die Situation besten Zugang aus.
Wie lange bleiben die Patienten dann noch in der Klinik?
Dr. Weber: Eine Woche ungefähr, zur Wundkontrolle und Schmerztherapie. Je nach Verfassung darf man schon am OP-Tag selbst das erste Mal aufstehen und die betroffene Extremität vorsichtig, aber voll belasten. Bereits hier in der Klinik beginnen wir also mit der Physiotherapie und Gangschule. Im Kontakt mit dem Sozialdienst kann der Patient je nach Versicherung seine AHB-Klinik (Anschluss-Rehabillitation) selbst wählen, auch ambulante Reha ist möglich, wenn die häusliche Pflege gewährleistet ist.
Was müssen Patienten danach beachten?
Dr. Klaiber: Bewegung ist das A und O, um die bestmögliche Mobilität zu erreichen. Manche brauchen länger, manche sind schneller am Ziel. Ich habe beispielsweise vor Weihnachten einen Freund operiert, der nach vier Tagen nach Hause entlassen wurde und nach drei Wochen wieder gearbeitet hat, mit Vollbelastung. Im Normalfall gehen die Patienten nach rund acht Tagen bei uns für drei Wochen auf Reha und haben nach drei Monaten wieder ein normales Gangbild. Die Sportart, die man vorher ausgeübt hat, kann man auch nach dem künstlichen Gelenk wieder durchführen, ob Wandern, Radeln, Skifahren oder Tennisspielen.
Was können Betroffene tun, damit eine OP gar nicht nötig wird?
Dr. Weber: Bei degenerativen Erkrankungen wird je nach Lebensqualität eine OP eher hinausgezögert, um einen später erforderlichen Wechsel des künstlichen Gelenks zu vermeiden, und da hilft am besten sich gesund zu ernähren und in regelmäßiger Bewegung zu bleiben. Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Das Gespräch führte Gabi Sabo
» Zur Abteilung für Unfallchirurgie & Orthopädie
Wieder mobil werden mit künstlichen Gelenken
Chefarzt Dr. Artur Klaiber (links) und Oberarzt Dr. Rudolf Weber beraten und operieren in der Kreisklinik Ebersberg Menschen, die Gelenkbeschwerden haben. (Foto: kk)
Ebersberg, März 2024 – In unserer alternden Gesellschaft treten Arthrosen und Verschleißerscheinungen immer häufiger auf und reduzieren die Lebensqualität der Betroffenen. Mit einem künstlichen Gelenk können viele Einschränkungen aufgehoben werden. Wir sprachen mit Dr. Artur Klaiber, Chefarzt der Unfallchirurgie & Orthopädie an der Kreisklinik Ebersberg, und Oberarzt Dr. Rudolf Weber.
An der Kreisklinik wurde vor zehn Jahren das EndoProthetikZentrum Ebersberg gegründet. Hier werden künstliche Gelenke für Schulter, Hüfte und Knie implantiert. Weshalb werden denn künstliche Gelenke überhaupt nötig?
Dr. Klaiber: Der häufigste Grund ist der Gelenkverschleiß. Der Knorpel, der normalerweise die Gelenke schützt, wird durch Verbrauch, Fehlstellungen oder erbliche Defekte ab- oder umgebaut, sodass die normale Bewegung des Gelenks nur noch unter Schmerzen oder gar nicht mehr möglich ist. Da wir in der Klinik jedoch auch alle Unfälle behandeln, sehen wir etwa gleichviele Patientinnen und Patienten mit Arthrose wie Unfallverletzungen.
Dr. Weber: Neben den Erstimplantationen führen wir auch Wechseloperationen durch, also den Einbau von künstlichen Gelenken, um eine Prothese zu ersetzen. Die Haltbarkeit der Prothesen wird heute mit zwischen 25 und 30 Jahren beziffert. Wir beziehen unsere Prothesen vom Marktführer, übrigens nicht aus China, und Verarbeitung und Materialien sind sehr hochwertig. Wir wählen nach Qualität, nicht nach Preis aus. Dennoch kann sich etwa bei hochbetagten Menschen wegen der Osteoporose der Übergang von Zementmantel und Knochen verändern, sodass früher als im statistischen Mittel erwartbar ein Ersatz nötig wird.
Wie läuft die OP in der Kreisklinik Ebersberg ab?
Dr. Weber: Abgesehen von Unfallpatienten kommen Patienten üblicherweise zunächst in die Gelenksprechstunde, in der Regel schon von einem niedergelassenen Kollegen oder Kollegin voruntersucht. Hier führen wir eine gründliche Anamnese durch, eruieren das Beschwerdebild, den bisherigen Medikamenteneinsatz und begutachten das Röntgenbild. Im Idealfall stützen die Befunde einander. Wir sprechen eine Handlungsempfehlung aus und ermuntern bei Unklarheiten dazu, eine Zweitmeinung einzuholen.
Dr. Klaiber: Bei der Indikationsstellung spielt die Lebensqualität der betroffenen Person eine entscheidende Rolle. Die meisten Patienten sind “reif” für ein künstliches Gelenk, wenn sie zu uns kommen, das heißt, dass meistens die konservativen Therapiemöglichkeiten bereits ausgeschöpft sind. Wenn nicht, raten wir dazu. Oder wir besprechen gemeinsam, welche Art von Gelenkersatz geeignet ist. Viele Patienten sind durch die Presse und das Internet schon sehr gut informiert.
Welchen Vorlauf braucht es, wenn die Entscheidung gefallen ist?
Dr. Weber: Bei einem Unfall wird innerhalb von 24 Stunden die definitive Behandlung von speziell geschulten, zertifizierten Operateuren entschieden und initiiert, bzw. durchgeführt.
Dr. Klaiber: Bei einer elektiven OP kann der Patient den Termin selbst bestimmen, wir brauchen mindestens zwei bis drei, besser vier Wochen Vorlauf, denn auch die postoperative Phase und die Reha-Planung werden von uns eingeleitet.
Wie geht es dann weiter?
Dr. Weber: Der Patient kommt entweder am Vortag oder auch am Tag der Operation selbst. Je nach Schwierigkeit dauert die eigentliche Operation knapp unter einer Stunde. Prothesenwechsel dauern länger.
Dr. Klaiber: Es gibt eine große Auswahl an verschiedenen Zugangsmöglichkeiten, unter denen der Arzt auswählen kann; der Standard ist immer minimalinvasiv. Alle unsere Operateure verfügen über viel Erfahrung und jeder wählt den für die Situation besten Zugang aus.
Wie lange bleiben die Patienten dann noch in der Klinik?
Dr. Weber: Eine Woche ungefähr, zur Wundkontrolle und Schmerztherapie. Je nach Verfassung darf man schon am OP-Tag selbst das erste Mal aufstehen und die betroffene Extremität vorsichtig, aber voll belasten. Bereits hier in der Klinik beginnen wir also mit der Physiotherapie und Gangschule. Im Kontakt mit dem Sozialdienst kann der Patient je nach Versicherung seine AHB-Klinik (Anschluss-Rehabillitation) selbst wählen, auch ambulante Reha ist möglich, wenn die häusliche Pflege gewährleistet ist.
Was müssen Patienten danach beachten?
Dr. Klaiber: Bewegung ist das A und O, um die bestmögliche Mobilität zu erreichen. Manche brauchen länger, manche sind schneller am Ziel. Ich habe beispielsweise vor Weihnachten einen Freund operiert, der nach vier Tagen nach Hause entlassen wurde und nach drei Wochen wieder gearbeitet hat, mit Vollbelastung. Im Normalfall gehen die Patienten nach rund acht Tagen bei uns für drei Wochen auf Reha und haben nach drei Monaten wieder ein normales Gangbild. Die Sportart, die man vorher ausgeübt hat, kann man auch nach dem künstlichen Gelenk wieder durchführen, ob Wandern, Radeln, Skifahren oder Tennisspielen.
Was können Betroffene tun, damit eine OP gar nicht nötig wird?
Dr. Weber: Bei degenerativen Erkrankungen wird je nach Lebensqualität eine OP eher hinausgezögert, um einen später erforderlichen Wechsel des künstlichen Gelenks zu vermeiden, und da hilft am besten sich gesund zu ernähren und in regelmäßiger Bewegung zu bleiben. Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Das Gespräch führte Gabi Sabo
» Zur Abteilung für Unfallchirurgie & Orthopädie