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Fettleber kann zu schweren Folgeerkrankungen führen


Bei Auffälligkeiten führt die Kreisklinik Ebersberg eine Spezialuntersuchung durch

Ultraschalluntersuchung Fettleber Prof. Bernatik
Prof. Thomas Bernatik demonstriert die Funktionsweise des Ultraschallgerätes, mit dem Fettleber-Patienten in der Kreisklinik Ebersberg untersucht werden. Foto: kk

Ebersberg, Januar 2016 – Zu den sogenannten westlichen Zivilisationskrankheiten gehört die nicht-alkoholische Fettleber. Rund 30 Prozent der Deutschen sind davon betroffen. „An sich ist das Krankheitsbild harmlos, jedoch können sich daraus schwere Erkrankungen entwickeln bis bin zum Lebertumor“, sagt Prof. Dr. Thomas Bernatik, Chefarzt der Inneren Medizin an der Kreisklinik Ebersberg. Der Spezialist hat an der neuen Leitlinie „Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen“ der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) mitgewirkt.

Prof. Bernatik, was ist eine nicht-alkoholische Fettleber?
Die Leber kann – wie andere Organe im Körper – verfetten. Menschen, die übermäßig viel Alkohol konsumieren, bekommen im Laufe der Jahre fast immer eine Fettleber, weil das Organ den Alkohol in Fett umwandelt. Ist Alkohol nicht die Ursache, nennt man das Krankheitsbild nicht-alkoholische Fettleber.

Wo liegen hier die Ursachen?
Risikofaktoren sind in erster Linie ein ungesunder Lebensstil mit zu wenig Bewegung, falscher Ernährung und Übergewicht. Aber auch bestimmte Medikamente, Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes Mellitus, Fettstoffwechselstörungen und eine Glutenunverträglichkeit können zu der Erkrankung führen. In den letzten Jahren ist die Anzahl derer, die eine nicht-alkoholische Fettleberhepatitis (NASH) entwickeln, deutlich angestiegen. Die NASH ist heute sogar die zweithäufigste Ursache für Lebertransplantationen.

Haben Betroffene Beschwerden?
Nein. Erst, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Eine Fettleber an sich ist harmlos und es zeigen sich keine körperlichen Symptome. Deshalb hat man sie früher nicht therapiert. Seit einigen Jahren weiß man aber, dass das Krankheitsbild auf Dauer das Organ schädigen kann und schwerwiegendere Lebererkrankungen auftreten wie beispielsweise eine Leberentzündung (Hepatitis), Leberzirrhose (Schrumpfleber) oder ein Lebertumor.

Wie wird die Fettleber diagnostiziert?
Durch eine Ultraschall- und eine Blutuntersuchung beim Hausarzt, meist im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. Dabei wird die Erkrankung oft nur zufällig entdeckt. Anzeichen dafür sind eine helle Leber im Ultraschallbild und evtl. erhöhte Leberwerte.

Was passiert, wenn das der Fall ist?
Die DGVS-Leitlinie empfiehlt dem Arzt, unter Berücksichtigung des Alters des Patienten und seiner Stoffwechselsituation eine sogenannte Primärrisiko-Einschätzung vorzunehmen. Das heißt, zu beurteilen, ob bei diesem Patienten über eine reine Fettleber hinaus ein erhöhtes Risiko für eine Fettleberhepatitis besteht. Ist das der Fall, muss die Fettlebererkrankung weiter untersucht werden. Hierzu können wir in der Klinik durch eine spezielle Ultraschalluntersuchung feststellen, ob ein Risiko für eine höhergradige Leberschädigung vorliegt. Ein Indikator ist die Steifigkeit der Leber, die bei dieser Untersuchung gemessen wird. Das Ultraschallgerät erzeugt einen elektrischen Impuls, der sich im Gewebe des Organs fortsetzt – ähnlich dem Ausbreiten von Wellen im Wasser, wenn man einen Stein hineinwirft. Je schneller sich der Impuls ausbreitet, desto steifer ist die Leber und desto höher ist das Risiko für eine ernsthafte Leberschädigung.

Wie kann eine Fettleber therapiert werden?
Durch eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung – kurz: Durch eine Umstellung der Lebensweise. Das empfehlen wir unseren Patienten, wenn wir bei unserer Untersuchung erhöhte Werte festgestellt haben und andere Ursachen einer Leberschädigung ausgeschlossen werden. Regelmäßiger Sport und eine Gewichtsreduktion senken meist auch den Fettgehalt der Leber. Alle sechs Monate sollten dann die Patienten eine Ultraschalluntersuchung zur Kontrolle vornehmen lassen.
Grundsätzlich kann jede Fettleber wieder in den Normalzustand gebracht werden, selbst die Fettleber-Hepatitis ist reparabel. Sie darf nicht mit Hepatitis B oder C verwechselt werden. Dies sind durch Viren ausgelöste Infektionskrankheiten. Bei der Fettleber-Hepatitis hat sich zusätzlich zu dem Fett eine Entzündung gebildet, die zu einem Umbau des Gewebes führt. Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, kann der Vorgang rückgängig gemacht werden.

Das Gespräch führte Sybille Föll


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