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Zahl der Entbindungen steigt, Kaiserschnittrate sinkt.


Kreisklinik Ebersberg tut viel für natürliche Geburten

Kreisklinik Ebersberg tut viel für natürliche Geburten

Ebersberg, Dezember 2016 – Seit zehn Jahren war die Geburtenrate in der Kreisklinik Ebersberg nicht mehr so hoch: Voraussichtlich werden es weit mehr als 600 Kinder sein, die 2016 in Ebersberg das Licht der Welt erblickten, 2015 waren es 569. Die Kaiserschnittrate bleibt dabei konstant niedrig im Vergleich zum gesamten Freistaat. Wir fragten Dr. Julia Landthaler, Oberärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, über die Gründe für diese Entwicklung und darüber, wie das Ebersberger Geburtshilfeteam den Müttern eine natürliche und sanfte Geburt ermöglicht.

Frau Dr. Landthaler, wie viele Kaiserschnitte, auch Sectio genannt, führen Sie im Schnitt jährlich in Ebersberg durch?
Im Jahr 2015 lag die Rate bei 27,4 Prozent. Zum Vergleich: In Bayern betrug sie 32,95 Prozent, das war fast jede dritte Geburt. Nach jetzigem Stand kommen wir 2016 in Ebersberg auf 21,5 Prozent, also rund jede fünfte Geburt. In dieser Zahl sind auch Kaiserschnitte enthalten, die von Anfang an von den Müttern gewünscht sind. Die Rate an Sectios, die während der Geburt entschieden und durchgeführt werden - sogenannte sekundäre Kaiserschnitte - liegt in unserer Klinik sogar bei nur 12,6 Prozent.

Worauf führen Sie diese niedrige Rate zurück?
Unser Ärzteteam wird von acht Hebammen unterstützt. Dadurch können wir die Gebärenden intensiv betreuen. Wir versuchen, auch bei schwierigen Geburten einen Kaiserschnitt zu vermeiden - es sei denn, er ist von der Mutter gewünscht. Wenn der Geburtsvorgang sehr lange dauert, nehmen wir zum Beispiel während der Entbindung Mikroblutuntersuchungen vor. Das geschieht durch die mütterliche Scheide am Kopf des Kindes. Die Blutwerte zeigen uns, ob es dem Baby gut geht, etwa ob der pH-Wert des Blutes und der Sauerstoffgehalt in Ordnung sind. Dadurch können wir oft - immer in Absprache mit der Mutter - einen Kaiserschnitt vermeiden. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Kreisklinik Ebersberg eine umfassende medizinische Infrastruktur bietet. Damit stehen uns auch in der Geburtshilfe rund um die Uhr Narkoseärzte für Periduralanästhesien zur Verfügung, die aber auch bei einem Notfall-Kaiserschnitt sofort zur Stelle sind.

Was passiert, wenn die Blutwerte des Kindes nicht in Ordnung sind?
Dann müssen wir entscheiden, ob wir einen Kaiserschnitt oder eine Vakuumentbindung vornehmen. So wird die Geburt per Saugglocke genannt. Die Glocke besteht aus weichem Kunststoff, der sich an das Köpfchen des Babys anschmiegt.

Welche Vorteile für Kind und Mutter hat eine natürliche Geburt gegenüber einem Kaiserschnitt?
Kinder, die auf natürlichem Weg geboren werden, zeigen kurz nach der Geburt weniger Anpassungsstörungen bei der Atmung als durch Kaiserschnitt geborene. Studien belegen außerdem, dass sie weniger an Allergien, Asthma und anderen Autoimmunerkrankungen leiden. Woran das liegt, weiß man allerdings noch nicht genau. Für die Mütter bestehen bei einem Kaiserschnitt die Standardrisiken einer Operation wie Thrombose oder Nachblutungen. Zudem kann die alte Narbe an der Gebärmutter in folgenden Schwangerschaften unter den Wehen reißen. Auch Einnistungsstörungen des Mutterkuchens können nach Kaiserschnitten auftreten. Das bedeutet, der Mutterkuchen kann sich nach der Geburt des Kindes unter Umständen nicht vollständig lösen und geboren werden, so dass eine Ausschabung nötig wird. Generell sind Mütter nach einer natürlichen Geburt schneller fit als nach einer Sectio.

Viele Mütter haben Angst vor Geburtsschmerzen. Was tun Sie dagegen?
Es gibt viele Möglichkeiten, die Geburt so angenehm wie möglich zu gestalten. Das beginnt bereits, wenn die Mütter und begleitenden Väter einen bei allem Hightech-Hintergrund wohnlich und ästhetisch eingerichteten Kreißsaalbereich und beim Team das Gefühl von ruhiger Kompetenz vorfinden. In Ebersberg bieten wir vielfältige alternative Methoden zur Schmerzlinderung an, darunter Akupunktur und Akupressur, Osteopathie, Aromatherapie und Homöopathie. Schon während der Schwangerschaft können werdende Mütter für diese Anwendungen Termine in der Klinik vereinbaren, zum Beispiel bei starken Rückenschmerzen. Seit kurzem setzen wir während der Entbindung auch Lachgas ein - das ist nicht in jeder Geburtshilfe gegeben. Die Vorteile dieses leichten Betäubungsmittels sind, dass es schnell verfügbar ist und eher entspannend als narkotisierend wirkt.

Eine sanfte Methode sind auch Wassergeburten, richtig?
Ja, damit haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die Wärme des Wassers entspannt das Gewebe der Gebärenden und es treten weniger Verletzungen wie etwa Dammrisse auf. Für das Kind ist diese Art der Geburt ebenfalls weniger stressig, weil es aus dem Fruchtwasser heraus wieder in ein flüssiges Medium gleitet. Die Frauen nehmen die Wassergeburt sehr gerne an. Wir passen dabei auf, dass die Herztöne des Kindes normal sind und der Kreislauf der Mutter stabil ist. Die individuelle, aufmerksame und qualifizierte Betreuung von Mutter und Kind ist und bleibt bei allen modernen Möglichkeiten der Geburtshilfe das A und O.

Das Gespräch führte Sybille Föll


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