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Wie Beckenfrakturen in der Kreisklinik Ebersberg behandelt werden
Bei komplizierten Frakturen wird das Becken gegebenenfalls durch Metallverankerungen im Kreuzbein und in der Wirbelsäule stabilisiert, wie Dr. Artur Klaiber und Dr. Rudolf Weber (v.li.) an einem Modell demonstrieren. Foto: kk/sf
Ebersberg, April 2017 – Das Becken ist eine wichtige, tragende Säule unseres Körpers. Brüche behindern unser Gehvermögen und können sogar mit gefährlichen Begleiterkrankungen einhergehen. Umso wichtiger sind eine fundierte Diagnose und Therapie. Wie diese aussehen, erläutern Dr. Artur Klaiber, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Kreisklinik Ebersberg, sowie Rudolf Weber, Oberarzt in der Abteilung.
Wie können Beckenfrakturen entstehen?
Dr. Klaiber: Wir unterteilen hierbei nach den Ursachen beziehungsweise der Kraft, die auf das Becken eingewirkt haben, in zwei Gruppen. Das sogenannte Hochenergie-Trauma wird durch einen Sturz aus großer Höhe oder bei einem schweren Unfall verursacht. Das Niedrigenergie-Trauma tritt meist bei älteren Menschen mit Osteoporose auf. Durch die geringe Knochendichte reicht schon ein Stolpern und Hinfallen, um einen Beckenbruch zu verursachen. Oft ist es jedoch ein schleichender Prozess ohne Unfallursache, der mit feinen Haarrissen im Knochen beginnt und irgendwann zum sogenannten Ermüdungsbruch führt.
Wo treten Beckenbrüche bei älteren Menschen am häufigsten auf?
Dr. Klaiber: Ermüdungsbrüche können an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten. Am häufigsten betroffen sind der hintere oder vordere Beckenring - die Gelenkpfanne eher selten. Erkennen kann man die feinen Risse nur mit Hilfe einer Computertomografie-Untersuchung. Daher werden die Frakturen oft erst entdeckt, wenn der oder die Betroffene plötzlich nicht mehr laufen kann. Bei Stürzen brechen meist das Schambein oder das Kreuzbein. Begleitverletzungen gibt es beim Niedrigenergie-Trauma nur selten.
Aber beim Hochenergie-Trauma gibt es sie?
Dr. Weber: Ja. Häufig sind Gelenkpfanne und Beckenschaufel gebrochen, oft in Kombination mit anderen Verletzungen im angrenzenden Körpergewebe. So können beispielsweise Blutgefäße verletzt sein, was zu inneren Blutungen führt. Auch Nervenschäden sind möglich mit der Folge einer Lähmung, zum Beispiel eines Beines. Nicht selten werden benachbarte Organe in Mitleidenschaft gezogen, etwa Teile des Darms, die Niere, die Milz sowie Harnleiter und Harnblase. Die Art der Verletzung ist immer abhängig davon, aus welcher Richtung der starke Druck auf das Becken eingewirkt hat.
Kann ein solcher Beckenbruch lebensgefährlich sein?
Dr. Weber: Ja! Das gefährlichste sind innere Blutungen. Wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt werden, kann der Patient verbluten. Zur Sicherheit bringen wir alle Hochenergie-Trauma-Patienten auf die Intensivstation. Dort erhalten sie gegebenenfalls Bluttransfusionen und eine Schmerztherapie, und können intensiv überwacht werden. Je nach Begleitverletzungen werden sie interdisziplinär behandelt, zum Beispiel von Fachärzten aus der Allgemeinchirurgie und Urologie.
Wie stellen Sie fest, ob nur Knochenbrüche vorhanden sind oder auch andere Verletzungen?
Dr. Weber: Wenn ein Patient nach einem schweren Unfall zu uns gebracht wird, nehmen wir sofort einen sogenannten Trauma-Scan vor. Zuerst untersuchen wir ihn per Ultraschall, um auch Verletzungen der Weichteile sehen zu können, anschließend folgt eine Computertomografie (CT). Dabei wird der gesamte Körper quasi durchleuchtet.
Wie wird eine Beckenfraktur behandelt?
Dr. Klaiber: Das Ziel der Therapie beim Hochenergie-Trauma ist, den Beckenring und die Gelenkpfanne wieder zu stabilisieren. Das geschieht meist mithilfe von Metallplatten und -schrauben. Teilweise können sie nach dem Zusammenheilen der Brüche wieder entfernt werden. Die Operation versuchen wir möglichst minimalinvasiv durchzuführen, das heißt mit nur kleinen Schnitten, durch die wir die chirurgischen Instrumente einbringen.
Wie verfahren Sie bei Patienten mit einem Niedrigenergie-Trauma?
Dr. Klaiber: Meistens werden leichte Beckenfrakturen konservativ therapiert. Entlastung, Bettruhe, Schmerzmittel und eine medikamentöse Osteoporose-Therapie sind dabei wesentliche Bausteine. Größtenteils wachsen die Knochen dann wieder zusammen. Nur wenn der Patient nicht mehr auf die Beine kommt, das heißt, die Mobilität stark eingeschränkt ist oder er zu starke Schmerzen hat, dann operieren wir - zum Beispiel bei einer Verschiebung des Kreuzbeins nach unten. Dann wird es zur Stabilisierung des Beckens mit dem Darmbein verschraubt. Dadurch kann der Patient schmerzfreier gehen. Der Eingriff geschieht ebenfalls minimalinvasiv unter 3D-Röntgenkontrolle.
Können auch komplizierte Beckenbrüche wieder vollständig heilen?
Dr. Klaiber: Ja, aber eine gute Nachbehandlung ist sehr wichtig! Meistens ist eine Reha inklusive Physiotherapie notwendig. Oberstes Ziel ist, den Patienten so schnell wie möglich wieder zu mobilisieren, das fördert den Heilungsprozess. Bis das Becken wieder vollkommen ausgeheilt ist, dauert es jedoch mindestens acht bis zwölf Wochen.
Das Gespräch führte Sybille Föll
» Zur Abteilung für Unfallchirurgie & Orthopädie
Tragende Säule unseres Körpers: Das Becken
Wie Beckenfrakturen in der Kreisklinik Ebersberg behandelt werden
Bei komplizierten Frakturen wird das Becken gegebenenfalls durch Metallverankerungen im Kreuzbein und in der Wirbelsäule stabilisiert, wie Dr. Artur Klaiber und Dr. Rudolf Weber (v.li.) an einem Modell demonstrieren. Foto: kk/sf
Ebersberg, April 2017 – Das Becken ist eine wichtige, tragende Säule unseres Körpers. Brüche behindern unser Gehvermögen und können sogar mit gefährlichen Begleiterkrankungen einhergehen. Umso wichtiger sind eine fundierte Diagnose und Therapie. Wie diese aussehen, erläutern Dr. Artur Klaiber, Chefarzt der Unfallchirurgie und Orthopädie an der Kreisklinik Ebersberg, sowie Rudolf Weber, Oberarzt in der Abteilung.
Wie können Beckenfrakturen entstehen?
Dr. Klaiber: Wir unterteilen hierbei nach den Ursachen beziehungsweise der Kraft, die auf das Becken eingewirkt haben, in zwei Gruppen. Das sogenannte Hochenergie-Trauma wird durch einen Sturz aus großer Höhe oder bei einem schweren Unfall verursacht. Das Niedrigenergie-Trauma tritt meist bei älteren Menschen mit Osteoporose auf. Durch die geringe Knochendichte reicht schon ein Stolpern und Hinfallen, um einen Beckenbruch zu verursachen. Oft ist es jedoch ein schleichender Prozess ohne Unfallursache, der mit feinen Haarrissen im Knochen beginnt und irgendwann zum sogenannten Ermüdungsbruch führt.
Wo treten Beckenbrüche bei älteren Menschen am häufigsten auf?
Dr. Klaiber: Ermüdungsbrüche können an mehreren Stellen gleichzeitig auftreten. Am häufigsten betroffen sind der hintere oder vordere Beckenring - die Gelenkpfanne eher selten. Erkennen kann man die feinen Risse nur mit Hilfe einer Computertomografie-Untersuchung. Daher werden die Frakturen oft erst entdeckt, wenn der oder die Betroffene plötzlich nicht mehr laufen kann. Bei Stürzen brechen meist das Schambein oder das Kreuzbein. Begleitverletzungen gibt es beim Niedrigenergie-Trauma nur selten.
Aber beim Hochenergie-Trauma gibt es sie?
Dr. Weber: Ja. Häufig sind Gelenkpfanne und Beckenschaufel gebrochen, oft in Kombination mit anderen Verletzungen im angrenzenden Körpergewebe. So können beispielsweise Blutgefäße verletzt sein, was zu inneren Blutungen führt. Auch Nervenschäden sind möglich mit der Folge einer Lähmung, zum Beispiel eines Beines. Nicht selten werden benachbarte Organe in Mitleidenschaft gezogen, etwa Teile des Darms, die Niere, die Milz sowie Harnleiter und Harnblase. Die Art der Verletzung ist immer abhängig davon, aus welcher Richtung der starke Druck auf das Becken eingewirkt hat.
Kann ein solcher Beckenbruch lebensgefährlich sein?
Dr. Weber: Ja! Das gefährlichste sind innere Blutungen. Wenn sie nicht rechtzeitig entdeckt werden, kann der Patient verbluten. Zur Sicherheit bringen wir alle Hochenergie-Trauma-Patienten auf die Intensivstation. Dort erhalten sie gegebenenfalls Bluttransfusionen und eine Schmerztherapie, und können intensiv überwacht werden. Je nach Begleitverletzungen werden sie interdisziplinär behandelt, zum Beispiel von Fachärzten aus der Allgemeinchirurgie und Urologie.
Wie stellen Sie fest, ob nur Knochenbrüche vorhanden sind oder auch andere Verletzungen?
Dr. Weber: Wenn ein Patient nach einem schweren Unfall zu uns gebracht wird, nehmen wir sofort einen sogenannten Trauma-Scan vor. Zuerst untersuchen wir ihn per Ultraschall, um auch Verletzungen der Weichteile sehen zu können, anschließend folgt eine Computertomografie (CT). Dabei wird der gesamte Körper quasi durchleuchtet.
Wie wird eine Beckenfraktur behandelt?
Dr. Klaiber: Das Ziel der Therapie beim Hochenergie-Trauma ist, den Beckenring und die Gelenkpfanne wieder zu stabilisieren. Das geschieht meist mithilfe von Metallplatten und -schrauben. Teilweise können sie nach dem Zusammenheilen der Brüche wieder entfernt werden. Die Operation versuchen wir möglichst minimalinvasiv durchzuführen, das heißt mit nur kleinen Schnitten, durch die wir die chirurgischen Instrumente einbringen.
Wie verfahren Sie bei Patienten mit einem Niedrigenergie-Trauma?
Dr. Klaiber: Meistens werden leichte Beckenfrakturen konservativ therapiert. Entlastung, Bettruhe, Schmerzmittel und eine medikamentöse Osteoporose-Therapie sind dabei wesentliche Bausteine. Größtenteils wachsen die Knochen dann wieder zusammen. Nur wenn der Patient nicht mehr auf die Beine kommt, das heißt, die Mobilität stark eingeschränkt ist oder er zu starke Schmerzen hat, dann operieren wir - zum Beispiel bei einer Verschiebung des Kreuzbeins nach unten. Dann wird es zur Stabilisierung des Beckens mit dem Darmbein verschraubt. Dadurch kann der Patient schmerzfreier gehen. Der Eingriff geschieht ebenfalls minimalinvasiv unter 3D-Röntgenkontrolle.
Können auch komplizierte Beckenbrüche wieder vollständig heilen?
Dr. Klaiber: Ja, aber eine gute Nachbehandlung ist sehr wichtig! Meistens ist eine Reha inklusive Physiotherapie notwendig. Oberstes Ziel ist, den Patienten so schnell wie möglich wieder zu mobilisieren, das fördert den Heilungsprozess. Bis das Becken wieder vollkommen ausgeheilt ist, dauert es jedoch mindestens acht bis zwölf Wochen.
Das Gespräch führte Sybille Föll
» Zur Abteilung für Unfallchirurgie & Orthopädie