Lokalen Prostatakrebs behandeln

Dr. Mathias Barba ist Chefarzt der Abteilung für Urologie der Kreisklinik Ebersberg.
Was genau versteht man unter lokalem Prostatakrebs?
Dr. Mathias Barba: Der Tumor der Prostata hat bei lokalem Prostatakrebs nicht gestreut, wie man umgangssprachlich oft sagt. Das heißt, er hat keine Metastasen in anderen Körperregionen gebildet. Er ist auf die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, begrenzt. Der Anspruch, den wir Mediziner bei dieser Diagnose an uns haben, ist, eine kurative Therapie anzubieten, also eine, die heilt. Für mich als Arzt bedeutet das: Der Patient kann wieder vollständig gesund werden.
Wie wird lokaler Prostatakrebs in der Regel festgestellt?
Dr. Barba: Es ist nicht so, dass Männer das selbst ertasten können oder sehr auffällige Beschwerden haben. Häufig wird Prostatakrebs bei Vorsorgeuntersuchungen über den PSA-Wert im Blut entdeckt. PSA steht für Prostataspezifisches Antigen. Wenn der Wert höher ist, kann das ein Hinweis auf Prostatakrebs sein, es kann aber auch etwas Anderes dahinterstecken. Eine Entzündung beispielsweise. Wird also ein erhöhter PSA-Wert festgestellt, müssen weitere Untersuchungen erfolgen.
Einige wenige Prostatakrebserkrankungen zeigen keine Veränderung des PSA-Wertes, können aber einen auffälligen Tastbefund bei der rektalen Untersuchung, also beim Ertasten der Prostata über den Enddarm hinterlassen. Um den Tumor in der Prostata genau zu lokalisieren, braucht man bildgebende Verfahren. Denn um mehr über die Tumorart zu erfahren, muss genau dieses Gewebe entnommen und untersucht werden.
Danach können wir in einer Tumorkonferenz mit Kolleginnen und Kollegen, auch anderer Abteilungen beraten, wie der Patient behandelt werden kann. Die Entscheidung treffen wir aber immer zusammen mit den betroffenen Männern.
Kommen wir auf die Behandlungsmöglichkeiten für lokalen Prostatakrebs: Welche Therapien stehen den Männern zur Verfügung?
Dr. Barba: Grundsätzlich ist es gerade bei lokalem Prostatakrebs wichtig zu wissen, dass er vergleichsweise langsam wächst. Das heißt, dass die Patienten sich nicht unter absolutem Zeitdruck entscheiden müssen, welchen Behandlungsweg sie gehen möchten und können. Ich berate die Männer in mehreren Gesprächen, bis wir gemeinsam entscheiden, was das Beste ist. Meine Erfahrung ist, dass die meisten Patienten nach dem ersten Beratungstermin, in dem sie die Diagnose bekommen, zunächst verarbeiten müssen, dass sie erkrankt sind. Oft können sie Entscheidungen erst in einem zweiten oder dritten Gespräch treffen.
Die Medizin hat bei lokalem Prostatakrebs beispielsweise die Möglichkeit, den Tumor durch eine Operation zu entfernen. Bei uns in der Kreisklinik Ebersberg haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem Operationssystem DaVinci gemacht. Ist aber ein Mann insgesamt gesundheitlich nicht fit genug für eine OP und hat zusätzlich keine Beschwerden beim Wasserlassen durch den Tumor der Prostata, kann alternativ der Tumor aber auch bestrahlt werden. Kritisch zu diskutieren ist die Bestrahlung insbesondere dann, wenn der Tumor bei einer transrektalen Untersuchung zu tasten ist. Hier ist also der Tumor dem Tastbefund zugänglich, was anatomisch bedeutet, dass selbiger randbildend sein kann. Dann muss gewährleistet sein, die ganze Prostata mit dem randbildendem Tastbefund ausreichend bestrahlen zu können, ohne dadurch angrenzende Organe – wie Blase und Enddarm – zu kompromittieren. Für manche Männer mit lokalem Prostatakrebs kommen auch andere Behandlungen in Betracht.
Gibt es ein Alter, in dem Männer besonders gefährdet sind, an Prostatakrebs zu erkranken?
Dr. Barba: Es gibt keinen richtigen Altersgipfel, aber die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, steigt mit dem Alter. Männer ab 45 Jahren sollten unbedingt zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Wenn es in einer Familie bereits Prostatakrebs gegeben hat, ist das für Männer umso wichtiger.