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„Ich will, dass wir die Parkinson-Krankheit irgendwann heilen können“

Prof. Johannes Schwarz, Chefarzt der Abteilung Akutgeriatrie/Parkinson, behandelt seit Jahrzehnten Menschen die an der Parkinson-Krankheit leiden. Er hat zudem im In- und Ausland über diese neurologische Erkrankung geforscht, von der alleine in Deutschland rund 300.000 Menschen ab 40 Jahren betroffen sind. Im Gespräch spricht er über Fortschritte der Medizin und ein neues Netzwerk von Kliniken, von dem Frauen und Männer mit der Erkrankung profitieren sollen.

Prof. Johannes Schwarz ist Chefarzt der Abteilung Akutgeriatrie und Parkinson der Kreisklinik Ebersberg. Er forscht seit Jahrzehnten in Deutschland und international zu dieser Erkrankung.

Prof. Johannes Schwarz ist Chefarzt der Abteilung Akutgeriatrie und Parkinson der Kreisklinik Ebersberg. Er forscht seit Jahrzehnten in Deutschland und international zu dieser Erkrankung.

Die Parkinson-Krankheit wird auch als Schüttellähmung bezeichnet, weil Zittern und Bewegungsunfähigkeit die bekanntesten Symptome sind. Es gibt aber sehr viele Symptome, motorische und nicht-motorische. Das bedeutet, die Medizin kann an vielen Punkten ansetzen, um Betroffenen zu helfen. Welche Fortschritte gibt es in der Forschung jüngst zu verzeichnen?

Prof. Johannes Schwarz: Grundsätzlich ist das Verständnis der Parkinson-Krankheit in der Medizin gewachsen. Die Diagnosen können dadurch früher und sicherer gestellt werden. Das ist für die Patientinnen und Patienten sehr gut. Denn so können Ärztinnen und Ärzte schneller auf die Defizite, die die Krankheit bei den Betroffenen hervorruft, reagieren. Die Symptome gehen weit über die „Schüttellähmung“ hinaus und reichen von schlechtem Schlaf über Verdauungsprobleme bis zu Depression.

Derzeit werden neue protektive Therapieansätze erforscht, und Präparate sind in der Testung. Es gibt Ansätze mit Aminosäuren, Antikörpern oder auch Impfungen. Die Palette an Möglichkeiten wird immer breiter. Bisher gibt es aber noch keinen Durchbruch.

Andererseits können wir heute gerade den schwer Betroffenen bessere Behandlungen anbieten, die die Lebensqualität verbessern. Und wir wissen mittlerweile auch, dass es mehr als Tabletten gibt, was den Menschen hilft. Sport wird von allen empfohlen, beispielsweise Tischtennis. Aber auch die passende Ernährung kann unterstützen.

Sie sind Neurologe und Geriater. Welche medizinischen Fachrichtungen sind für Frauen und Männer mit Parkinson-Krankheit in der Behandlung wichtig?

Prof. Schwarz: Die Geriatrie, also die Disziplin, die speziell ältere Menschen im Fokus hat, schaut grundsätzlich immer über den Tellerrand. Denn die gesundheitlichen Probleme sind vielfältig und hängen teils zusammen. Das trifft auch auf Patienten mit der Parkinson-Krankheit zu. Auch hier ist ein breiter Blick wichtig, weil gesundheitliche Probleme verschiedene Bereiche betreffen können. Probleme mit der Verdauung beispielsweise sind internistische, gastroenterologische Fragestellungen. Manche Patientinnen und Patienten haben eine erhöhte Herzfrequenz, was ein kardiologisches Thema ist. Da die Parkinson-Krankheit auch eine Häufung von Stürzen bedeuten kann, ist auch die Unfallchirurgie oft wichtig für eine gute Behandlung.

Sie sind durch Ihre Forschung in Deutschland, aber auch international, sehr gut vernetzt. Seit kurzem sind Sie außerdem im Netzwerk PARKLINK innerhalb Bayerns mit 10 anderen Kliniken aus Bayern verbunden. Wo liegt der Vorteil für Patientinnen und Patienten an solchen Verbindungen?

Prof. Johannes Schwarz: In Bayern sitzen Experten für die Parkinson-Krankheit an verschiedenen Orten, über das Netzwerk PARKLINK können wir unser Wissen zur Verfügung stellen, etwa für Regionen, die niemanden vor Ort haben. Im Netzwerk können wir virtuelle Fallbesprechungen organisieren, an denen Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen und Therapeuten teilnehmen. Denn Therapeutinnen und Therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzte und andere Expertinnen und Experten blicken dann mit ihrem fundierten Wissen und ihrer Erfahrung auf jede einzelne Patientin und jeden Patienten. 

Es geht aber auch darum, Therapien für Betroffene zu vereinheitlichen und einander von Methoden zu berichten, die neu sind und gut funktionieren. Wir in Ebersberg haben beispielsweise vor etwas mehr als einem Jahr eine innovative Therapiemöglichkeit vorgestellt. Die sogenannte subkutane L-Dopa-Pumpe hilft besonders Frauen und Männern, denen die Einnahme von Tabletten keine stabile Linderung der Symptome mehr bringt. Bei uns können Betroffene auf die Therapie mit der Pumpe eingestellt werden. Solche Erkenntnisse helfen über das Netzwerk auch Menschen in anderen Regionen.

Wenn Sie sich etwas für die Zukunft für die Behandlung der Parkinson-Krankheit wünschen dürften: Was wäre das?

Prof. Schwarz: Ich will, dass wir die Parkinson-Krankheit irgendwann heilen können. Es gibt Medikamente in der Entwicklung, von denen wir das hoffen. Bis wir diese Erkrankung stoppen können, wünsche ich mir, dass die Medizin sie besser aufhalten kann.