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Renales Denervationszentrum

Bluthochdruck und Therapie-refraktäre arterielle Hypertonie

Die arterielle Hypertonie gehört in Deutschland durch ihre hohe Prävalenz zu den häufigsten chronischen Erkrankungen und ist ein Hauptrisikofaktor für Herzkreislauferkrankungen. In Deutschland ist der Blutdruck bei etwa 13 % der Frauen und 18 % der Männer nicht ausreichend kontrolliert (≥ 140/90 mmHg). Die therapieresistente arterielle Hypertonie ist definiert als eine nicht leitliniengerechte Blutdruckeinstellung (> 140/90 mmHg) trotz antihypertensiver Dreifachtherapie in maximaler oder maximal tolerierter Dosierung unter Einbeziehung eines Diuretikums. Etwa 10 % aller Patienten mit Bluthochdruck weisen eine therapieresistente arterielle Hypertonie auf. 

 

Renale Denervation

In der Pathophysiologie der unkontrollierten Hypertonie kommt der Überaktivität des sympathischen Nervensystems eine wichtige Bedeutung zu. 

Ein großer Teil der sympathischen Nervenfasern, welche für die Erhöhung des Blutdrucks maßgeblich mit verantwortlich ist, verläuft in der Nierenwand bzw. in den beiden Nierenarterien. Seit einigen Jahren steht mit der renalen Denervation (RDN) ein katheterbasiertes Verfahren zur selektiven renalen Sympathektomie zur Verfügung. Bei der kleinen Operation unter lokaler Betäubung werden Nervenfasern an der Niere verödet, quasi „abgeschaltet“, die massgeblich an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Bluthochdruck beteiligt sind. Nach Verödung (Verwendung von thermischer Energie, z.B. Hitze mittels Radiofrequenzapplikation) können diese Sympathikusnerven keine blutdruckerhöhenden Signale mehr senden und der Blutdruck sinkt.

Wissenswertes zur Renalen Denervation

Mehrere neue multizentrische, randomisierte, scheinkontrollierte und verblindete Studien mit ambulanter Langzeitblutdruckmessung belegen die Effektivität der renalen Denervation. Die aktuell publizierten, scheinkontrollierten Studien wiesen im Mittel einen Abfall des systolischen Blutdrucks von ca. 5 mm Hg in der Langzeitblutdruckmessung und ca. 7,5 mm Hg in der Praxisblutdruckmessung nach. Die erst kürzlich publizierten 3-Jahres-Ergebnisse der Symplicity HTN-3- Studie haben im Gegensatz zu den 2014 publizierten 6-Monats-Ergebnissen eine signifikante und relevante Reduktion des systolischen Blutdrucks in der mittels renaler Denervation behandelten Gruppe gezeigt (–16,5 mmHg Reduktion des systolischen 24-h-Blutdrucks im Vergleich zur Kontrollgruppe). Dies spricht, ebenso wie langfristige Nachverfolgungen anderer Patientenkollektive, für einen dauerhaften oder sogar zunehmenden Effekt der renalen Denervation über einen Zeitraum von mindestens 3 Jahren.

Die randomisierten, scheinkontrollierten Studien und eine große Registerstudie belegen eine sehr hohe Sicherheit der renalen Denervation. Die Risiken des Eingriffs  bestehen lediglich durch den femoralen Gefäßzugang selbst sowie durch die Strahlenbelastung. Die jährliche Inzidenz eines Nierenarterienstentings nach renaler Denervation lag in einer Metaanalyse von 50 Studien mit 5769 Patienten deutlich unter 1% (etwa 1:1000). 

Nicht empfohlen wird die renale Denervation bei Patienten mit höhergradig eingeschränkter Nierenfunktion einschließlich Dialyse, Nierentransplantation, fibromuskulärer Dysplasie, funktioneller Einzelniere und nicht behandelter sekundärer Hypertonie.

Wichtige Eigenschaften der renalen Denervation, die als vorteilhaft im Vergleich zur reinen medikamentösen Therapie angesehen werden können, schließen eine konstante Wirkung über 24h sowie eine Wirkung unabhängig von der Therapieadhärenz ein. Eine Nichtadhärenz (verordnete Medikamente werden vom Patienten nicht eingenommen) stellt bekanntermassen eine wichtige Ursache für das Nichterreichen der Blutdruckzielwerte dar, die etwa 50 % der Patienten betrifft. Für Patienten mit Unverträglichkeiten oder Nichtadhärenz und unkontrolliertem Blutdruck unter weniger als 3 Antihypertensiva wird die renale Denervation nach entsprechender Aufklärung ebenfalls als eine mögliche Behandlungsoption betrachtet.

Nationale Kriterien für die Eignung eines Zentrums zur Durchführung der renalen Denervation wurden in einem eigenen Konsensusdokument in 2021 publiziert, an dem die deutschen Fachgesellschaften der Kardiologie, Hypertonie und Nephrologie übereinstimmend mitgearbeitet haben. Die Empfehlungen entsprechen denen des europäischen Konsensusdokuments. Ausdrücklich wird die Durchführung einer RDN in einem dafür zertifizierten Zentrum empfohlen, in dem die personellen, prozeduralen, räumlichen und apparativen Voraussetzungen gegeben sind um das Verfahren sicher und umfassend in Vor- und Nachsorge der Patienten anbieten zu können. Diese Voraussetzungen einschließlich der Zertifizierung durch die Fachgesellschaften liegen in der Ebersberger Klinik vor. Der Leiter des Zentrums, Prof. Dr. Martin Schmidt, verfügt zudem über eine langjährige Expertise in der Durchführung der modernen Methode.

Ablauf einer Renalen Denervation im Herzkatheterlabor

Die renale Denervation ist ein schonender minimal-invasiver Eingriff. Der Eingriff dauert durchschnittlich etwa eine Stunde. Prof. Dr. Martin Schmidt und die Kollegen des Renalen Denervationszentrums führen die Denervation im Herzkatheterlabor der Klinik durch. Nach einer örtlichen Betäubung in der Leistenregion wird ein kleiner Hohlschlauch (Katheter) unter Röntgenkontrolle über die Leistenarterie bis in die Nierenarterie eingeführt. Dieser sogenannte Ablationskatheter hat an der Spitze mehrere Elektroden, welche Radiofrequenzwellen in einem niedrig energetischen Bereich abgeben können. Während der Verödung erfolgt eine Sedierung sowie Schmerzmittelgabe Gabe, sodass der Eingriff schonend und schmerzfrei erfolgen kann. Mit 3 bis 4 Ablationszyklen über je 60 Sekunden werden die für den Bluthochdruck relevanten auf- und absteigenden Nervenbahnen des sympathischen Nervensystems verödet. So werden die Nieren von den sympathischen („Stress“) Nervenfasern entkoppelt und der Blutdruck sinkt. 

Der Eingriff erfolgt in der Regel mit einer Übernachtung und Überwachung von Blutdruck und Puls in der Klinik.

Zertifikat Renales Denervationszentrum