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Mit Blutspenden Leben retten


Kreisklinik Ebersberg besorgt über Rückgang von Blutkonserven

Mit Blutspenden Leben retten
Chefarzt Dr. Peter Lemberger lässt sich von der stellvertretenden Laborleiterin der Kreisklinik Ebersberg, Ilona Langer, den Bestand des Blutkonserven-Depots zeigen. Foto: kk/sf

Ebersberg, Mai 2022 – Seit 2004 erinnert der Weltblutspendetag am 14. Juni daran, wie wichtig das Spenden von Blut ist. Und selten war dies so notwendig wie momentan. Denn seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Anzahl der Blutspenden rückläufig. Welche Folgen das hat, erläutert Dr. Peter Lemberger, Chefarzt der Anästhesie der Kreisklinik Ebersberg und Transfusions-Verantwortlicher im Haus.

Dr. Lemberger, wie viele Blutkonserven benötigt die Klinik jährlich?
Durchschnittlich sind es etwa 1.700 bis 2.000. Diese beziehen wir vom Blutspendedienst in München. Dabei geht es in erster Linie um die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten, die am häufigsten gebraucht werden. Während früher das sogenannte Vollblut verwendet wurde, wird die Blutspende heutzutage getrennt in Erythrozyten und Blutplasma. Thrombozyten (Blutplättchen) werden meist durch eine getrennte Spende gewonnen. Je nach Erkrankung braucht ein Patient meist nur einen der drei Blutbestandteile.

Welche Blutkomponenten sind für welche Erkrankungen relevant?
Eine Transfusion von roten Blutkörperchen ist generell bei starkem Blutverlust notwendig, zum Beispiel nach einem Unfall, bei großen Bauchoperationen, in der Geburtshilfe oder bei Erkrankungen der Blutbildung wie Leukämie, also Blutkrebs. Das Blutplasma ist wichtig für Patienten mit einer Blutgerinnungsstörung, die angeboren sein kann oder z. B. bei einer Leberfunktionsstörung auftritt. Thrombozytenkonzentrate werden oft für Krebspatienten benötigt oder aber ebenfalls nach starkem Blutverlust. Ohne Bluttransfusion würden mehr Menschen an den genannten Erkrankungen sterben.

Nicht jeder Patient verträgt jedes Blut eines anderen Menschen. Worauf müssen Sie bei einer Transfusion achten?
Es gibt insgesamt rund 30 verschiedene Blutgruppensysteme. Das wichtigste System ist das AB0-System mit der Aufteilung in die Blutgruppen A, B, AB und 0. Ebenfalls bekannt ist der Rhesusfaktor, der positiv oder negativ sein kann. Im AB0-System hat jeder Mensch von Geburt an Antikörper gegen diejenige Blutgruppe, die er selbst nicht hat, also A gegen B und B gegen A und 0 gegen A und B. Erhält nun ein Patient eine Bluttransfusion, bildet er weitere Antikörper. Erhält ein Patient mit der Blutgruppe A Blut von einem Menschen mit der Blutgruppe B, kann das tödlich enden, weil die Antikörper die Erythrozyten des Spenderblutes zerstören. Folgen können ein kompletter Kreislaufzusammenbruch und ein Nierenversagen sein. In den übrigen Blutgruppensystemen sind die Antikörper nicht angeboren, sondern bilden sich gegebenenfalls erst nach einer Bluttransfusion. Sie führen meist nicht zu tödlichen Komplikationen.

Also muss bei einem Patienten vor der Transfusion erst einmal die Blutgruppe bestimmt werden?
Genau. Das erfolgt in unserem Kliniklabor und dauert zirka 20 bis 30 Minuten. Nur weil wir diese Einrichtung direkt im Haus haben, dürfen wir überhaupt Bluttransfusionen vornehmen. Neben der Blutgruppenbestimmung wird außerdem ein Antikörper-Suchtest vorgenommen und eine sogenannte Kreuzprobe durchgeführt. Das bedeutet, das Blut des Empfängers und das des Spenders werden im Labor gemischt und es wird untersucht, ob sich die beiden miteinander vertragen. Die Transfusion wird also quasi vorab simuliert.

Ist denn für diese Untersuchungen genug Zeit?
In der Regel ja. Nur in sehr seltenen Fällen, wenn zum Beispiel jemand nach einem schweren Unfall und großem Blutverlust zu uns kommt und keine Zeit bleibt, die Blutgruppe zu bestimmen, wird ihm eine Blutkonserve der Blutgruppe 0 gegeben. Bezüglich des AB0-Systems ist dieses Blut für alle Menschen gut verträglich und daher sehr begehrt bei den Blutspendediensten. 41 Prozent der Bevölkerung haben diese Blutgruppe. Für jeden verträglich ist Blut der Blutgruppe 0 rhesus-negativ, doch diese haben nur 6 Prozent der Bevölkerung. Vor der Corona-Pandemie hatten wir immer zwölf dieser Blutkonserven für Notfälle reserviert, sechs für die Geburtshilfe und sechs für die anderen Abteilungen, jetzt befinden sich nur noch sechs bis acht, im besten Fall zehn im Depot.

Wie lange sind Blutkonserven haltbar?
Die Erythrozyten halten sich in unseren rund um die Uhr automatisch überwachten Spezial-Kühlschränken etwa sechs Wochen. Die Temperatur muss immer zwischen vier und acht Grad Celsius betragen, bei Abweichungen ertönt ein Alarmsignal.

Wie wird vermieden, dass ein Patient das falsche Blut erhält?
Zunächst muss der Arzt bei der Blutabnahme sichergehen, dass es sich tatsächlich um denjenigen Patienten handelt, der eine Transfusion benötigt, und dann das Blutröhrchen unverwechselbar mit Patientennamen und Geburtsdatum kennzeichnen. Danach muss das Labor sehr sorgfältig arbeiten. Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme gibt es den sogenannten „Bedside-Test“, also einen Test direkt am Patientenbett. Damit prüft der Arzt, der die Transfusion vornimmt, nochmals die Blutgruppe des Patienten und vergleicht sie mit der Blutkonserve. Danach dürfen weder Patient noch Arzt das Zimmer verlassen, es muss sofort die Transfusion erfolgen. Zudem ist es meine Aufgabe als Transfusionsverantwortlicher, dafür zu sorgen, dass jeder Arzt sowie das Pflegepersonal für das Thema sensibilisiert und neue Ärzte an der Klinik speziell in der Transfusionsmedizin ausgebildet werden. Zweimal im Jahr führe ich gesonderte Schulungen durch und es gibt ein Transfusionshandbuch, in dem alle relevanten Informationen stehen. Jede Abteilung hat außerdem einen Transfusionsbeauftragten, der in seinem Umfeld für die Sicherheit von Bluttransfusionen verantwortlich ist. Wir arbeiten also in der Kreisklinik auf höchster Sicherheitsstufe.

Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin


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