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Pass auf Dein Herz auf!


Möglichkeiten der Vorbeugung einer koronaren Herzerkrankung

Möglichkeiten der Vorbeugung einer koronaren Herzerkrankung
Prof. Martin Schmidt, Chefarzt der Kardiologie (Foto: kk)

Ebersberg, Oktober 2023 – In Deutschland ist Todesursache Nummer Eins immer noch eine koronare Herzerkrankung, gefolgt von Krebserkrankungen. Wir haben mit Professor Martin Schmidt, Chefarzt der Kardiologie der Kreisklinik Ebersberg, über die Möglichkeiten der Vorbeugung einer koronaren Herzerkrankung gesprochen.

Prof. Schmidt, bitte erklären Sie uns doch zunächst, was man eigentlich unter einem Herzinfarkt, einem Herzstillstand und einer koronaren Herzerkrankung versteht!
Ein Herzinfarkt ist eine Folge einer koronaren Herzerkrankung, bei der die Herzkranzgefäße, also die großen Arterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, durch Ablagerungen verengt sind. Wenn eine Herzkranzarterie verschlossen ist, und der Herzmuskel nicht mehr mit Blut versorgt wird, kommt es zum Herzinfarkt. Das ist wie wenn ein Wasserzufluss plötzlich versiegt, dann gibts auch keine blühende Wiese mehr. Beim Herz bedeutet das, Muskelgewebe stirbt ab, die unversorgten Areale im Herz arbeiten nicht mehr, schlimmstenfalls kann der Mensch am Herzinfarkt versterben.

Und was passiert bei Herzstillstand?
Der Herzstillstand wird durch eine plötzliche Rhythmusstörung oder plötzliches Kammerflimmern hervorgerufen. Das kann von einem Herzinfarkt herrühren, es gibt aber auch andere Ursachen. Bei einem Sinusarrest findet keine Erregung des Herzmuskels statt, die Herzarbeit fällt aus, mit der Folge dass kein Blut mehr durch den Körper gepumpt wird. Hält der Sinusarrest an, kann man nach kurzer Zeit versterben. Bei den Notfällen mit Kammerflimmern und Kammertachykardien gibt es die halbautomatischen Defibrillatoren, zum Beispiel in U-Bahnhöfen, damit können auch Laien ganz konkret Leben retten, weil das Kammerflimmern beendet werden kann und das Herz mit sicherer Anleitung sozusagen kickstartet.

Hat denn die Sterblichkeitsrate bei Herzkrankheiten nicht abgenommen?
Die Sterblichkeitswahrscheinlichkeit am Herzinfarkt hat sich in den letzten zwanzig Jahren halbiert. Trotz moderner Therapien, Aufklärung und besserer Lebensführung bleibt aber die statistische Wahrscheinlichkeit, an plötzlichem Herztod zu sterben, erhalten, weil die Menschen ja heute immer älter werden. Es stirbt immer noch in Deutschland alle fünf bis zehn Minuten ein Mensch an plötzlichem Herztod. Ein Defibrillator kann das allerdings verhindern helfen.

Auch das bekannte Kammerflimmern kann ja die Folge einer koronaren Herzerkrankung sein. Spürt man denn, ob man eine koronare Herzerkrankung hat?
Manchmal gibt es spürbare Anzeichen: beispielsweise eine Angina pectoris, eine Brustenge. In der Brustgegend oder hinter dem Brustbein fühlt es sich an wie eingeschnürt, besonders bei Anstrengung, oder nach dem Essen, aber auch bei Kälte. Das Herz-Zeit-Volumen sinkt, es wird also weniger Blut vom Herz in den Körper gepumpt und dadurch empfindet man Luftnot, Erschöpfung, manchmal auch Herzrasen.

Und wenn man schlicht die Anstrengung reduziert oder vermeidet?
Das reduziert zwar das kurzfristig Risiko, aber ändert das grundlegende Problem nicht. Entwickelt sich eine Herzschwäche “Herzinsuffizienz” nach einem Infarkt oder einer bestehenden koronaren Herzkrankheit, hat der Mensch statistisch gesehen eine Lebenserwartung von durchschnittlich fünf Jahren. Dennoch ist auch und gerade bei Menschen mit koronarer Herzkrankheit oder Herzschwäche eine moderate körperliche Belastung und Bewegung heute sehr empfohlen.

Welche Risikofaktoren sind besonders wichtig?
Ab einem gewissen Alter kommen Risikofaktoren wie eine genetische Veranlagung, hoher Cholesterinspiegel, Bluthochdruck und Diabetes, zum Tragen. Diese spürt man lange nicht. Eine ungesunde Lebensführung wie Rauchen, wenig Bewegung und Fettleibigkeit sind dagegen bekannte Risikofaktoren, die man mit entsprechender Motivation selbst ändern kann.

Was sollte man zur Vorbeugung zu tun?
Man sollte sich zunächst informieren, zum Beispiel durch entsprechende Vorträge, man sollte ab 50 regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen und die Blutwerte prüfen lassen. Auch sich gesund fühlende Menschen, die beim Berufsausstieg vermehrt Sport treiben wollen, sollten sich vorher testen lassen: mit Ultraschall, EKG eventuell auch einem Belastungs-EKG prüfen wir die Herz- und die Klappenfunktion sowie die Cholesterinwerte. Insgesamt wird durch eine ganzheitliche Betrachtung ein bestimmer Risiko-Wert ermittelt, der dann entsprechend interpretiert wird und so zu einer Empfehlung und/oder Behandlung führt. Durch eine Änderung einzelner Gewohnheiten kann oft eine Verbesserung des Risikowertes erreicht werden. Das Ziel, sein Herz gesund zu erhalten, die Arterienblockaden zu minimieren, erfordert Disziplin und Motivation.

Was raten Sie einem schlanken Nichtraucher, der sich fleischarm ernährt und Sport treibt, aber trotzdem schlechte Cholesterinwerte hat?
Da kann die moderne Medizin mit entsprechender Medikation sein Risiko einer koronaren Herzerkrankung zu erleiden deutlich senken. Patienten werden medikamentös eingestellt. Sehr wichtig ist die konsequente Einnahme der Medikamente, die sich an konkreten Zielwerten für das Cholesterin orientieren.

Was können Sie in Ihrer Abteilung an kardiologischen Techniken leisten?
Hier sind wir in Ebersberg auf modernstem technischen Niveau ausgestattet, sowohl bezüglich der Untersuchungstechnik als auch bezüglich interventioneller Therapieverfahren einschliesslich der Elektrophysiologie mit Verödung von Herzrhythmusstörungen. Natürlich besteht ein 24-Stunden-Bereitschaftsdienst für akute Herzinfarkte. Unsere Patienten werden auf Basis der aktuellen Forschungsergebnisse, mit neuesten Medikamenten und modernen Herzschrittmacher – und Defibrillator-Systemen versorgt. Geschulte Ärzte und Schwestern werden regelmäßig weitergebildet und spezialisieren sich. Wir sind durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie zertifiziert als Chest Pain und Heart Failure Unit. Und wir bieten regelmäßig Vorträge zu Informationen und Vorbeugung für interessierte Laien an. Zu den Vorträgen zum Thema „Herzkrank? Schütze Dich vor dem Herzstillstand“ ist keine Anmeldung nötig.

Das Gespräch führte Dr. Gabriele Sabo


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