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Entfernung der Gallenblase gehört zu den häufigsten Operationen in der Kreisklinik Ebersberg
V. li.: Dr. Thomas Nicolaus untersucht einen Patienten mit Schmerzen im Oberbauch per Ultraschall. Chefarzt Dr. Peter Kreissl bespricht mit ihm die Diagnose. Foto: kk
Ebersberg, April 2016 – Die Entfernung der Gallenblase ist in der Kreisklinik Ebersberg der zweithäufigste Eingriff in der Allgemein-, Visceral und Gefäßchirurgie. Auch wenn dieses Organ im leeren Zustand gerade einmal wenige Zentimeter misst und notfalls im Körper entbehrlich ist, so bereitet es doch manchen Menschen große Probleme. Dr. Peter Kreissl, Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, und Oberarzt Thomas Nicolaus erläutern, welche.
Welche Funktion hat die Gallenblase in unserem Körper?
Dr. Kreissl: Sie ist ein Teil im komplexen Zusammenspiel mehrerer Organe bei der Verdauung von Nahrung. Die Leber produziert pro Tag etwa ein bis eineinhalb Liter Gallenflüssigkeit und leitet sie bei der Aufnahme fettiger Speisen über den Gallengang in den Zwölffingerdarm, wo es ihre Aufgabe ist, Fette zu spalten und sie damit für den Darm verdaulicher zu machen. Überschüssige Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase gespeichert, sozusagen als Reservoir für besondere Fälle, etwa den Schweinsbraten oder das Stück Sahnetorte.
Welche Beschwerden können an der Gallenblase auftreten?
Dr. Kreissl: Etwa 15 Prozent Frauen und sieben Prozent Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens - meist in der Gallenblase, seltener in der Leber - Gallensteine. Diese können nicht nur starke Schmerzen verursachen bis hin zu Koliken, sondern auch eine Gelbsucht sowie Entzündungen der Gallenblase oder der benachbarten Bauchspeicheldrüse. Letztere, die sogenannte Pankreatitis, ist lebensbedrohlich. In manchen Fällen kann es außerdem zu einem Durchbruch der Gallenblase kommen mit einem Leberabszess als Folge oder - wenn sie in die Bauchhöhle bricht - zu einer lebensgefährlichen Bauchhöhlenentzündung.
Wie passiert so etwas?
Dr. Nicolaus: Gallenblase, Leber und Bauchspeicheldrüse liegen dicht beieinander und sind durch feine Gänge miteinander verbunden, durch welche die jeweiligen Körpersekrete fließen. Die Gallengänge von Leber und Gallenblase fließen im Hauptgallengang zusammen, welcher mit dem Bauchspeicheldrüsengang gemeinsam in den Zwölffingerdarm mündet. Die Bauchspeicheldrüse produziert ebenfalls wichtige Hormone für die Verdauung, zum Beispiel Insulin für die Zuckeraufspaltung. Gallensteine können diese Leitungen verstopfen, was eine bakterielle Infektion begünstigt. Sitzt ein Stein beispielsweise im Hauptgallengang kurz vor der Öffnung zum Zwölffingerdarm, kommt es zu einem Rückstau der Galle und des Bauchspeicheldrüsensekretes, was im schlimmsten Fall zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, der sog. Pankreatitis führt. Sitzt der Stein am Ausgang der Gallenblase, kann sich diese nicht mehr entleeren und die "fehlende Bewegung" der Gallenblasenwand führt dann oft zu einer akuten Entzündung.
Wie entstehen Gallensteine?
Dr. Nicolaus: Zum einen durch das Auskristallisieren von bestimmten Stoffen in der Galle, meist Cholesterin. Ist zu viel von diesem Fettbestandteil in der Gallenflüssigkeit enthalten, wird er ausgeschieden. Die Kristalle können bis zu mehrere Zentimeter große Steine bilden. Zudem führt auch eine gestörte Beweglichkeit der Gallenblasenwand oft zur Bildung von Gallensteinen. Diese Funktionsstörung kann angeboren sein.
Welche Menschen sind besonders gefährdet, Gallensteine zu entwickeln?
Dr. Kreissl: Die höchsten Risikofaktoren finden sich in der "Sechs-f-Regel": female (weiblich), forty (älter als 40 Jahre), fair (blond, hellhäutig), family (erbliche Veranlagung), fat (übergewichtig), fertile (fruchtbar, mehrere Geburten). Weitere Risikofaktoren sind aber auch ein hoher Konsum an tierischen Fetten oder aber übertrieben fettarme Ernährung wie z. B. beim extremen Fasten.
Wie kann man Gallensteine entfernen?
Dr. Kreissl: Wenn sie keine Beschwerden verursachen, müssen sie nicht entfernt werden. Bei krankhaften Symptomen wie etwa Koliken oder einer Entzündung der Gallenblase ist die operative Entfernung des Organs die zielführende Behandlung. Diese Operation wird in der Kreisklinik Ebersberg regelhaft minimal-invasiv unter Vollnarkose durchgeführt.
Dr. Nicolaus: Wir setzen vier winzige Schnitte: einen im Bauchnabel, durch den wir die Kamera einführen, sowie zwei am seitlichen Oberbauch und einen unterhalb des Brustbeins für die chirurgischen Instrumente. Wenn möglich setzen wir zur weiteren Verbesserung des kosmetischen Ergebnisses sog. Mini-Instrumente ein, die statt 5 mm nur noch einen Durchmesser von 3 mm haben. Nur in seltenen Fällen wie z. B. bei starken Verwachsungen nach Voroperationen muss die Operation offen über einen Bauchschnitt am rechten Rippenbogen erfolgen. Nach zwei bis drei Tagen kann der Patient in der Regel das Krankenhaus wieder verlassen. Der Fall jedes Patienten, der mit Beschwerden der Gallenblase in unsere Klinik kommt, wird gemeinsam mit den Kollegen der gastroenterologischen Abteilung besprochen, um die individuell passende Behandlungsstrategie festzulegen.
Das Gespräch führte Sybille Föll
» Zur Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie
Die 6F-Risiken für Gallensteine
Entfernung der Gallenblase gehört zu den häufigsten Operationen in der Kreisklinik Ebersberg
V. li.: Dr. Thomas Nicolaus untersucht einen Patienten mit Schmerzen im Oberbauch per Ultraschall. Chefarzt Dr. Peter Kreissl bespricht mit ihm die Diagnose. Foto: kk
Ebersberg, April 2016 – Die Entfernung der Gallenblase ist in der Kreisklinik Ebersberg der zweithäufigste Eingriff in der Allgemein-, Visceral und Gefäßchirurgie. Auch wenn dieses Organ im leeren Zustand gerade einmal wenige Zentimeter misst und notfalls im Körper entbehrlich ist, so bereitet es doch manchen Menschen große Probleme. Dr. Peter Kreissl, Chefarzt der Allgemein-, Visceral- und Gefäßchirurgie, und Oberarzt Thomas Nicolaus erläutern, welche.
Welche Funktion hat die Gallenblase in unserem Körper?
Dr. Kreissl: Sie ist ein Teil im komplexen Zusammenspiel mehrerer Organe bei der Verdauung von Nahrung. Die Leber produziert pro Tag etwa ein bis eineinhalb Liter Gallenflüssigkeit und leitet sie bei der Aufnahme fettiger Speisen über den Gallengang in den Zwölffingerdarm, wo es ihre Aufgabe ist, Fette zu spalten und sie damit für den Darm verdaulicher zu machen. Überschüssige Gallenflüssigkeit wird in der Gallenblase gespeichert, sozusagen als Reservoir für besondere Fälle, etwa den Schweinsbraten oder das Stück Sahnetorte.
Welche Beschwerden können an der Gallenblase auftreten?
Dr. Kreissl: Etwa 15 Prozent Frauen und sieben Prozent Männer entwickeln im Laufe ihres Lebens - meist in der Gallenblase, seltener in der Leber - Gallensteine. Diese können nicht nur starke Schmerzen verursachen bis hin zu Koliken, sondern auch eine Gelbsucht sowie Entzündungen der Gallenblase oder der benachbarten Bauchspeicheldrüse. Letztere, die sogenannte Pankreatitis, ist lebensbedrohlich. In manchen Fällen kann es außerdem zu einem Durchbruch der Gallenblase kommen mit einem Leberabszess als Folge oder - wenn sie in die Bauchhöhle bricht - zu einer lebensgefährlichen Bauchhöhlenentzündung.
Wie passiert so etwas?
Dr. Nicolaus: Gallenblase, Leber und Bauchspeicheldrüse liegen dicht beieinander und sind durch feine Gänge miteinander verbunden, durch welche die jeweiligen Körpersekrete fließen. Die Gallengänge von Leber und Gallenblase fließen im Hauptgallengang zusammen, welcher mit dem Bauchspeicheldrüsengang gemeinsam in den Zwölffingerdarm mündet. Die Bauchspeicheldrüse produziert ebenfalls wichtige Hormone für die Verdauung, zum Beispiel Insulin für die Zuckeraufspaltung. Gallensteine können diese Leitungen verstopfen, was eine bakterielle Infektion begünstigt. Sitzt ein Stein beispielsweise im Hauptgallengang kurz vor der Öffnung zum Zwölffingerdarm, kommt es zu einem Rückstau der Galle und des Bauchspeicheldrüsensekretes, was im schlimmsten Fall zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, der sog. Pankreatitis führt. Sitzt der Stein am Ausgang der Gallenblase, kann sich diese nicht mehr entleeren und die "fehlende Bewegung" der Gallenblasenwand führt dann oft zu einer akuten Entzündung.
Wie entstehen Gallensteine?
Dr. Nicolaus: Zum einen durch das Auskristallisieren von bestimmten Stoffen in der Galle, meist Cholesterin. Ist zu viel von diesem Fettbestandteil in der Gallenflüssigkeit enthalten, wird er ausgeschieden. Die Kristalle können bis zu mehrere Zentimeter große Steine bilden. Zudem führt auch eine gestörte Beweglichkeit der Gallenblasenwand oft zur Bildung von Gallensteinen. Diese Funktionsstörung kann angeboren sein.
Welche Menschen sind besonders gefährdet, Gallensteine zu entwickeln?
Dr. Kreissl: Die höchsten Risikofaktoren finden sich in der "Sechs-f-Regel": female (weiblich), forty (älter als 40 Jahre), fair (blond, hellhäutig), family (erbliche Veranlagung), fat (übergewichtig), fertile (fruchtbar, mehrere Geburten). Weitere Risikofaktoren sind aber auch ein hoher Konsum an tierischen Fetten oder aber übertrieben fettarme Ernährung wie z. B. beim extremen Fasten.
Wie kann man Gallensteine entfernen?
Dr. Kreissl: Wenn sie keine Beschwerden verursachen, müssen sie nicht entfernt werden. Bei krankhaften Symptomen wie etwa Koliken oder einer Entzündung der Gallenblase ist die operative Entfernung des Organs die zielführende Behandlung. Diese Operation wird in der Kreisklinik Ebersberg regelhaft minimal-invasiv unter Vollnarkose durchgeführt.
Dr. Nicolaus: Wir setzen vier winzige Schnitte: einen im Bauchnabel, durch den wir die Kamera einführen, sowie zwei am seitlichen Oberbauch und einen unterhalb des Brustbeins für die chirurgischen Instrumente. Wenn möglich setzen wir zur weiteren Verbesserung des kosmetischen Ergebnisses sog. Mini-Instrumente ein, die statt 5 mm nur noch einen Durchmesser von 3 mm haben. Nur in seltenen Fällen wie z. B. bei starken Verwachsungen nach Voroperationen muss die Operation offen über einen Bauchschnitt am rechten Rippenbogen erfolgen. Nach zwei bis drei Tagen kann der Patient in der Regel das Krankenhaus wieder verlassen. Der Fall jedes Patienten, der mit Beschwerden der Gallenblase in unsere Klinik kommt, wird gemeinsam mit den Kollegen der gastroenterologischen Abteilung besprochen, um die individuell passende Behandlungsstrategie festzulegen.
Das Gespräch führte Sybille Föll
» Zur Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie