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Egal ob nach Operation, Geburt, Schlaganfall oder in der Palliativmedizin: Physiotherapie ist aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken
Gemeinsam für neue Mobilität: Gabriele Grubmüller, Leiterin Physiotherapie, und der ärztliche Leiter, Dr. Artur Klaiber, Chefarzt Unfallchirurgie und Orthopädie. Foto: kk/sf
Ebersberg, August 2017 – Wurde Patienten früher nach einer Operation Ruhe verordnet, so gilt heutzutage aus gutem Grund: So schnell wie möglich wieder raus aus dem Bett und bewegen! Für die Mobilisation ist der Physiotherapeut zuständig. Was die Physiotherapie außerdem leistet, darüber sprachen wir mit dem Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Artur Klaiber sowie der Leiterin der Physiotherapie Gabriele Grubmüller.
Dr. Klaiber, welchen Stellenwert hat die Physiotherapie in der Kreisklinik Ebersberg?
Einen sehr hohen. Für uns als Akutklinik ist sie gar nicht wegzudenken. Sie ist ein wichtiger Bestandteil nahezu aller Therapiekonzepte – und auch in allen Abteilungen!
Welches Ziel hat die Physiotherapie speziell bei Patienten Ihres Fachgebiets?
Unser Ziel ist es ja, die Mobilität des Patienten wiederherzustellen oder zu stabilisieren. Zum Beispiel nach einer Knie- oder Schulteroperation muss das Gelenk bereits einen Tag nach dem Eingriff bewegt werden, weil es sonst versteift. Die durch die Operation verursachten inneren Verletzungen lösen im Körper einen Reparationsprozess mit Entzündungen und der Bildung von Narbengewebe aus. Gewebeschichten verkleben regelrecht und die Beweglichkeit des Gelenks würde auf Dauer eingeschränkt. Ein weiteres Ziel ist der Aufbau der Muskulatur, damit der Patient schneller wieder in seinen Alltag zurückkehren kann. Zudem dient die Bewegungstherapie der Durchblutungsförderung, um postoperativen Risiken wie etwa Thrombosen oder Lungenentzündungen vorzubeugen. Das gilt für Patienten aller Abteilungen, die operiert wurden.
Frau Grubmüller, Krankengymnastik ist ja nur ein Teil der Physiotherapie. Welche Behandlungsmethoden wenden Sie in Ebersberg außerdem an?
Massagen, physikalische Therapien, Elektro- und Hydrotherapie, funktionelle Tape-Verbände, Atemtherapie und einiges mehr, je nach Befund des Patienten. Wir verfügen in der Klinik über drei Behandlungsräume, einen großen Gymnastikraum sowie einen Raum für Hand- und Fußbäder. Unser neunköpfiges Team arbeitet mit allen Abteilungen der Klinik zusammen. Die zweitgrößte Patientengruppe nach der Orthopädie und Chirurgie sind Patienten der Inneren Medizin mit der Schlaganfalleinheit. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Eintreffen des Patienten auf der Schlaganfallstation erheben wir einen umfassenden neurologischen Befund. Abhängig von der Schwere der motorischen Störungen, etwa Lähmungen oder Gleichgewichtsstörungen, erstellen wir einen individuellen Therapieplan.
Welche Therapien führen Sie auf den anderen Stationen durch?
In der Gynäkologie und Geburtshilfe reicht das Spektrum von Wochenbettgymnastik für die Mütter über Mobilisierung des Arms nach einer Brustkrebsoperation bis hin zum Beckenboden- und Haltungstraining gemäß Tanzberger Konzept für Frauen mit einer Gebärmuttersenkung und Operation sowie Inkontinenzproblematik. Letzteres führen wir auch bei Patienten der Urologie durch, etwa nach Entfernung eines Prostatakarzinoms, um die Schließmuskelfunktion der Blase wieder herzustellen. In der Inneren Medizin geht es zum Beispiel bei Patienten mit schweren Lungenerkrankungen darum, die Atemfunktion zu verbessern. Das geschieht mit speziellen Trainingsgeräten, die je nach Erkrankung das Aus- oder Einatmen fördern.
Auf der Palliativstation sind Sie ebenfalls tätig, richtig?
Ja, dort arbeitet eine speziell ausgebildete Physiotherapeutin, die sich vollständig den Menschen auf dieser Station widmen kann, um sie je nach Situation bestmöglich zu unterstützen. Sei es beim Erhalt oder Wiedererlangen der Selbständigkeit im Hinblick auf eine Entlassung nach Hause oder um die verbleibende Lebenszeit je nach ihren Bedürfnissen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dies geschieht durch Entspannungsübungen zur Schmerzlinderung und Körperwahrnehmung, durch Atemtherapie, Bewegungsübungen oder Gehübungen. Jede Verbesserung der Mobilität des Patienten wirkt sich positiv auf seine Psyche aus.
Ist die Physiotherapie auch auf der Intensivstation tätig?
Selbstverständlich. In enger Zusammenarbeit mit den Pflegern mobilisieren wir die schwerkranken Patienten, die sich meist nicht selbst bewegen können, passiv, um die Durchblutung zu fördern, beispielsweise durch Bewegen der Gelenke. Mithilfe des sogenannten Tekla-Stuhls bringen wir diejenigen, bei denen es möglich ist, in eine aufrechte Position. Er sieht aus wie eine Liege, die in Sitz- beziehungsweise Standposition gefahren werden kann. Auch das hat eine positive Auswirkung auf die Psyche.
Warum ist das so wichtig?
Stimmungsaufhellende Maßnahmen beschleunigen den Heilungsprozess. Dazu gehören aktive Bewegungsübungen. Deshalb ist die Physiotherapie auch ein wichtiger Bestandteil der Psychosomatik. Hier bieten wir für bestimmte Patientengruppen einmal pro Woche Ausgleichsgymnastik an, geben eine Einweisung an unseren Fitnessgeräten und führen Einzelbehandlungen durch, zum Beispiel bei Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen.
Verfolgt die Physiotherapie also ein ganzheitliches Konzept?
Ja. Wir berücksichtigen Körper und Psyche in den Behandlungen stets gleichermaßen. Nach unserer Erfahrung ist auch ein gutes Verhältnis zwischen Patient und Therapeut unabdingbar, um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen. Sollte das einmal nicht der Fall sein, ist ein Therapeutenwechsel sinnvoll und möglich. Ein auf den Patienten abgestimmter und mit ihm besprochener Therapieplan soll den bestmöglichen Behandlungserfolg sichern und mithelfen, eventuell vorhandene Ängste abzubauen.
Das Gespräch führte Sybille Föll
» Zur Abteilung für Unfallchirurgie & Orthopädie
Mobilisierung stimuliert Heilkräfte des Körpers
Egal ob nach Operation, Geburt, Schlaganfall oder in der Palliativmedizin: Physiotherapie ist aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken
Gemeinsam für neue Mobilität: Gabriele Grubmüller, Leiterin Physiotherapie, und der ärztliche Leiter, Dr. Artur Klaiber, Chefarzt Unfallchirurgie und Orthopädie. Foto: kk/sf
Ebersberg, August 2017 – Wurde Patienten früher nach einer Operation Ruhe verordnet, so gilt heutzutage aus gutem Grund: So schnell wie möglich wieder raus aus dem Bett und bewegen! Für die Mobilisation ist der Physiotherapeut zuständig. Was die Physiotherapie außerdem leistet, darüber sprachen wir mit dem Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie Dr. Artur Klaiber sowie der Leiterin der Physiotherapie Gabriele Grubmüller.
Dr. Klaiber, welchen Stellenwert hat die Physiotherapie in der Kreisklinik Ebersberg?
Einen sehr hohen. Für uns als Akutklinik ist sie gar nicht wegzudenken. Sie ist ein wichtiger Bestandteil nahezu aller Therapiekonzepte – und auch in allen Abteilungen!
Welches Ziel hat die Physiotherapie speziell bei Patienten Ihres Fachgebiets?
Unser Ziel ist es ja, die Mobilität des Patienten wiederherzustellen oder zu stabilisieren. Zum Beispiel nach einer Knie- oder Schulteroperation muss das Gelenk bereits einen Tag nach dem Eingriff bewegt werden, weil es sonst versteift. Die durch die Operation verursachten inneren Verletzungen lösen im Körper einen Reparationsprozess mit Entzündungen und der Bildung von Narbengewebe aus. Gewebeschichten verkleben regelrecht und die Beweglichkeit des Gelenks würde auf Dauer eingeschränkt. Ein weiteres Ziel ist der Aufbau der Muskulatur, damit der Patient schneller wieder in seinen Alltag zurückkehren kann. Zudem dient die Bewegungstherapie der Durchblutungsförderung, um postoperativen Risiken wie etwa Thrombosen oder Lungenentzündungen vorzubeugen. Das gilt für Patienten aller Abteilungen, die operiert wurden.
Frau Grubmüller, Krankengymnastik ist ja nur ein Teil der Physiotherapie. Welche Behandlungsmethoden wenden Sie in Ebersberg außerdem an?
Massagen, physikalische Therapien, Elektro- und Hydrotherapie, funktionelle Tape-Verbände, Atemtherapie und einiges mehr, je nach Befund des Patienten. Wir verfügen in der Klinik über drei Behandlungsräume, einen großen Gymnastikraum sowie einen Raum für Hand- und Fußbäder. Unser neunköpfiges Team arbeitet mit allen Abteilungen der Klinik zusammen. Die zweitgrößte Patientengruppe nach der Orthopädie und Chirurgie sind Patienten der Inneren Medizin mit der Schlaganfalleinheit. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Eintreffen des Patienten auf der Schlaganfallstation erheben wir einen umfassenden neurologischen Befund. Abhängig von der Schwere der motorischen Störungen, etwa Lähmungen oder Gleichgewichtsstörungen, erstellen wir einen individuellen Therapieplan.
Welche Therapien führen Sie auf den anderen Stationen durch?
In der Gynäkologie und Geburtshilfe reicht das Spektrum von Wochenbettgymnastik für die Mütter über Mobilisierung des Arms nach einer Brustkrebsoperation bis hin zum Beckenboden- und Haltungstraining gemäß Tanzberger Konzept für Frauen mit einer Gebärmuttersenkung und Operation sowie Inkontinenzproblematik. Letzteres führen wir auch bei Patienten der Urologie durch, etwa nach Entfernung eines Prostatakarzinoms, um die Schließmuskelfunktion der Blase wieder herzustellen. In der Inneren Medizin geht es zum Beispiel bei Patienten mit schweren Lungenerkrankungen darum, die Atemfunktion zu verbessern. Das geschieht mit speziellen Trainingsgeräten, die je nach Erkrankung das Aus- oder Einatmen fördern.
Auf der Palliativstation sind Sie ebenfalls tätig, richtig?
Ja, dort arbeitet eine speziell ausgebildete Physiotherapeutin, die sich vollständig den Menschen auf dieser Station widmen kann, um sie je nach Situation bestmöglich zu unterstützen. Sei es beim Erhalt oder Wiedererlangen der Selbständigkeit im Hinblick auf eine Entlassung nach Hause oder um die verbleibende Lebenszeit je nach ihren Bedürfnissen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dies geschieht durch Entspannungsübungen zur Schmerzlinderung und Körperwahrnehmung, durch Atemtherapie, Bewegungsübungen oder Gehübungen. Jede Verbesserung der Mobilität des Patienten wirkt sich positiv auf seine Psyche aus.
Ist die Physiotherapie auch auf der Intensivstation tätig?
Selbstverständlich. In enger Zusammenarbeit mit den Pflegern mobilisieren wir die schwerkranken Patienten, die sich meist nicht selbst bewegen können, passiv, um die Durchblutung zu fördern, beispielsweise durch Bewegen der Gelenke. Mithilfe des sogenannten Tekla-Stuhls bringen wir diejenigen, bei denen es möglich ist, in eine aufrechte Position. Er sieht aus wie eine Liege, die in Sitz- beziehungsweise Standposition gefahren werden kann. Auch das hat eine positive Auswirkung auf die Psyche.
Warum ist das so wichtig?
Stimmungsaufhellende Maßnahmen beschleunigen den Heilungsprozess. Dazu gehören aktive Bewegungsübungen. Deshalb ist die Physiotherapie auch ein wichtiger Bestandteil der Psychosomatik. Hier bieten wir für bestimmte Patientengruppen einmal pro Woche Ausgleichsgymnastik an, geben eine Einweisung an unseren Fitnessgeräten und führen Einzelbehandlungen durch, zum Beispiel bei Patienten mit Wirbelsäulenerkrankungen.
Verfolgt die Physiotherapie also ein ganzheitliches Konzept?
Ja. Wir berücksichtigen Körper und Psyche in den Behandlungen stets gleichermaßen. Nach unserer Erfahrung ist auch ein gutes Verhältnis zwischen Patient und Therapeut unabdingbar, um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen. Sollte das einmal nicht der Fall sein, ist ein Therapeutenwechsel sinnvoll und möglich. Ein auf den Patienten abgestimmter und mit ihm besprochener Therapieplan soll den bestmöglichen Behandlungserfolg sichern und mithelfen, eventuell vorhandene Ängste abzubauen.
Das Gespräch führte Sybille Föll
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