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Oft nicht erkannt: Endometriose


Eine Bauchspiegelung hilft bei der Diagnosesicherung

Oft nicht erkannt: Endometriose
Dr. Helen Budiman führt bei Verdacht auf Endometriose zuerst eine Ultraschalluntersuchung des weiblichen Beckens durch. Foto: kk/sf

Ebersberg, Juli 2018 – Endometriose ist nach Myomen die zweithäufigste, gutartige Erkrankung bei Frauen. Sie ist zwar nicht lebensbedrohlich, geht jedoch meist mit starken Schmerzen und einer eingeschränkten Fruchtbarkeit einher. „Da die Symptome nicht eindeutig sind, dauert es oft Jahre, bis die Erkrankung festgestellt wird“, berichtet Dr. Helen Budiman, leitende Oberärztin in der Gynäkologie und Geburtshilfe der Kreisklinik Ebersberg. Im Interview erklärt sie, warum das so ist.

Dr. Budiman, was ist Endometriose?
Wir verwenden den Begriff, wenn sich Gebärmutterschleimhaut, genannt Endometrium, auch außerhalb der Gebärmutterhöhle befindet. Die häufigste Stelle ist das weibliche Becken, wo sich das Drüsengewebe an den Eileitern, den Eierstöcken, außen an der Gebärmutter, am Darm oder in der Bauchhöhle festsetzt, in sehr seltenen Fällen auch an anderen Organen wie etwa der Lunge.

Wie kommt dieses Gewebe dorthin?
Das ist bis heute leider nicht geklärt. Sicher ist nur, dass die Endometriose in Zusammenhang mit der Monatsblutung (Menstruation) steht. Bei Mädchen, die noch nicht geschlechtsreif sind und Frauen nach den Wechseljahren tritt sie quasi nicht auf. Eine Theorie lautet, dass ein Teil des Menstruationsblutes rückwärts über die Eileiter in das Becken fließt und mit ihm Endometrium dorthin gelangt. Eine zweite Theorie geht davon aus, dass sich die Zellen, mit denen das Bauchfell ausgekleidet ist, zu Endometriumzellen verändern können. Die Tatsache, dass diese Zellen nur während der Menstruation bluten, selbst wenn sie in der Lunge sitzen, unterstützt diese Theorie.

Wie macht sich die Erkrankung bemerkbar?
Die Hauptsymptome sind immer stärker werdende Schmerzen während der Menstruation sowie manchmal auch beim Geschlechtsverkehr oder beim Stuhlgang. Oft leiden die Betroffenen aber auch unter ganz unspezifischen Beschwerden, zum Beispiel Rückenschmerzen oder im Unterbauch. Das macht es so schwer, die Erkrankung zu erkennen. Oft bleibt sie jahrelang unentdeckt. Bei den unter 19-Jährigen dauert es bis zu zwölf Jahren, bei Frauen um die 30 drei bis vier Jahre, bis die Diagnose feststeht.

Warum wird in dieser Altersgruppe Endometriose früher diagnostiziert?
Die verirrte Gebärmutterschleimhaut sendet Botenstoffe aus, die die Empfängnis erschweren, manchmal bilden sich zusätzlich Zysten an den Eileitern. Junge Frauen haben in der Regel noch keinen Kinderwunsch, verhüten meist hormonell und die Unfruchtbarkeit fällt als Symptom weg. Erst in reiferen Jahren, wenn der Kinderwunsch da ist, sich aber auch nach Monaten keine Schwangerschaft einstellen will, wird nach den Ursachen geforscht, die sehr vielfältig sein können.

Wie lässt sich die Erkrankung feststellen?
Wichtig für die Diagnose ist eine ausführliche Anamnese, also das Arztgespräch mit der Patientin. Dabei sollte sie so genau wie möglich ihre Beschwerden schildern. Anschließend findet eine körperliche Untersuchung statt sowie eine Ultraschalluntersuchung des Beckens. Manchmal kann man auf den Bildern Zysten am Eierstock erkennen, eine Begleiterscheinung der Endometriose, aber nicht immer. Eine gesicherte Diagnose ist nur mit einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) möglich. Durch einen kleinen Schnitt im Bauchnabel sowie zwei weitere Schnitte im Unterbauch werden die Kamera und OP-Instrumente eingeführt. Der Vorteil dieses Eingriffs ist, dass Endometriosegewebe gleich entfernt werden kann.

Wie geschieht das?
Je nach Ausbreitung und Tiefe der Herde entweder durch Herausschneiden oder durch sogenanntes Verschorfen. Hierbei wird die betroffene Stelle mit bipolarem Hochfrequenzstrom bearbeitet, die Schleimhaut stirbt dabei ab beziehungsweise verödet. Der Eingriff wird meistens ambulant durchgeführt. Wenn es sich allerdings um weitreichende oder sehr tiefgreifende Endometrioseherde handelt, wird die Patientin stationär aufgenommen. Die Endometriose kann manchmal bis zu den Harnleitern oder bis zum Darm reichen. Im ungünstigsten Fall muss dann ein Stück des Darms entfernt werden. Das ist jedoch sehr selten. Generell versuchen wir immer, alle Organe und gesundes Gewebe zu erhalten.

Ist die Endometriose nach der Operation für immer verschwunden?
Leider nicht immer. Sie kann nach einigen Jahren wieder auftreten. Je nach Alter der Patientin und vorhandenem Kinderwunsch empfehlen wir eine medikamentöse, hormonelle Anschlusstherapie, meist die Einnahme einer Pille im Langzeitzyklus – also ohne Pause –, die Gestagene enthält. Diese Schwangerschaftshormone verhindern einen Eisprung und somit die Menstruation.

Kann man einer Endometriose vorbeugen?
Ich empfehle jeder Frau, regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt zu gehen.

Das Gespräch führte Sybille Föll


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