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Neues Ultraschall-Untersuchungsverfahren an der Kreisklinik Ebersberg
Mithilfe einer farb-codierten Ultraschall-Elastometrie kann Prof. Thomas Bernatik Gewebeverhärtungen in der Schilddrüse eines Patienten erkennen. Foto: kk/sf
Ebersberg, Oktober 2019 – Je früher folgenschwere Erkrankungen erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen. Mit einem neuen Diagnose-Verfahren, der Ultraschall-Elastometrie, können bösartige Tumore der Schilddrüse frühzeitig erkannt werden; bei Verdacht auf eine Lebererkrankung wird die Elastometrie schon seit einigen Jahren durchgeführt. Prof. Thomas Bernatik, Gastroenterologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik I, erläutert das Verfahren.
Was ist die Ultraschall-Elastometrie?
Es ist eine Messung der Gewebeelastizität per Ultraschall. Gesundes Körpergewebe ist in der Regel weich. Bei einer Ansammlung von Bindegewebe, wie es etwa bei einer Lebererkrankung vorkommt, wird das Organ steifer, ebenso bei der Bildung eines Tumors. Diese Steifigkeit können wir auf zwei verschiedene Arten messen. Bei der ersten Methode wird über das Ultraschallgerät ein Ultraschall-Impuls an einen Punkt des zu untersuchenden Gewebes abgegeben und wir messen die Geschwindigkeit der Wellen, die sich zur Seite hin ausbreiten. Man kann sich das wie bei einem Stein vorstellen, der ins Wasser geworfen wird. Aus der Geschwindigkeit kann die Steifigkeit des Gewebes abgeleitet werden. Bei der Untersuchung der Schilddrüse kann die Elastizität anhand der Verformung des Gewebes beobachtet werden, die durch das Pulsieren der Halsschlagader ausgelöst wird. Die Elastizität des Gewebes wird auf dem Monitor farbig dargestellt; Blau bedeutet weich, Rot steif.
Welchen Vorteil hat das Verfahren gegenüber anderen Diagnose-Methoden?
Mit einer normalen Ultraschalluntersuchung können wir nur Formen und Oberflächen in schwarz-weiß erkennen. Bei Verdacht auf eine chronische Lebererkrankung zum Beispiel musste früher eine Biopsie vorgenommen werden, das heißt, es wurde mittels Punktion Gewebe entnommen und mikroskopisch untersucht. Dank der farb-codierten Sono-Elastometrie kann auf solche Eingriffe oft verzichtet werden, es ist also ein schonendes Verfahren für die Patienten.
Wann wird die Elastometrie angewendet?
Wenn bei einem Patienten unspezifische Schilddrüsenknoten festgestellt wurden, bei auffälligen Leberwerten oder einer diagnostizierten Fettleber.
Welche Folgen kann es haben, wenn diese Befunde nicht näher untersucht werden?
Bösartige Schilddrüsentumore sind zwar selten, aber wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, können sich beispielsweise beim sogenannten follikulären Karzinom über die Blutbahnen Metastasen im Körper entwickeln. Eine Erkrankung der Leber kann vielfältige Folgen haben, denn sie ist ein wichtiges Organ für die Entgiftung unseres Körpers, speziell für die Blutreinigung. Ist ihre Funktion beeinträchtigt, kann es zur Enzephalopathie kommen, also krankhaften Veränderungen der Gehirnfunktion, Blutungen im Magen-Darmbereich aufgrund von geplatzten Krampfadern in der Speiseröhre sowie vermehrtes Bauchwasser. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs.
Ist die Leberzirrhose das völlige Versagen des Organs?
Nein. Damit wird lediglich die Veränderung des Organs bezeichnet, wenn Lebergewebe zerstört und vermehrt Bindegewebe gebildet wird. Bei fortschreitender Erkrankung kommt es zur Narbenbildung, Gewebeverhärtung und Schrumpfung des Organs. Zerstörtes Gewebe kann nicht mehr wiederhergestellt werden, aber der Vorgang des Umbaus kann gestoppt werden. Daher ist es wichtig, eine Leberzirrhose frühzeitig zu erkennen.
Welche Symptome zeigen sich bei betroffenen Patienten?
Anfangs leider keine, der Patient fühlt sich höchstens etwas müde. Die Erkrankung ist ein schleichender Prozess. Im fortgeschrittenen Stadium nimmt der Bauchumfang aufgrund von eingelagertem Bauchwasser zu, bei Männern ist eine ,Bauchglatze' möglich, sie verlieren also gegebenenfalls Haare am Bauch, die Handflächen können gerötet sein und es bilden sich kleine Gefäßspinnen, das heißt, winzige Adern breiten sich von einem Punkt spinnenförmig aus. Zudem kann sich bei Männern das Brustgewebe vergrößern. Tritt zusätzlich eine Gelbsucht auf, sind die Augäpfel und die Haut gelblich verfärbt.
Welche Ursachen gibt es außer einer Hepatitis?
Die Hauptursachen sind übermäßiger Alkoholkonsum und falsche Ernährung. Weitere Gründe für eine Lebererkrankung können eine Speichererkrankung, Störung des Immunsystems, Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine Fettleber sein.
Wie kann man einer Leberzirrhose vorbeugen?
Ausgewogen und nicht zu fetthaltig essen, sich ausreichend bewegen beziehungsweise Sport treiben, natürlich Alkoholkonsum einschränken. Eine Hepatitis-C-Infektion kann medikamentös behandelt werden, ebenso eine Speichererkrankung. Wer Medikamente einnimmt, welche die Leber schädigen können, sollte sich genau an die ärztlichen Verordnungen halten beziehungsweise mit seinem Haus- oder Facharzt besprechen, ob hier regelmäßige Laborkontrollen sinnvoll sind.
Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin
» Zur Abteilung für Innere Medizin – Gastroenterologie
Frühzeitige Erkennung von Leberzirrhose und Schilddrüsentumor
Neues Ultraschall-Untersuchungsverfahren an der Kreisklinik Ebersberg
Mithilfe einer farb-codierten Ultraschall-Elastometrie kann Prof. Thomas Bernatik Gewebeverhärtungen in der Schilddrüse eines Patienten erkennen. Foto: kk/sf
Ebersberg, Oktober 2019 – Je früher folgenschwere Erkrankungen erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen. Mit einem neuen Diagnose-Verfahren, der Ultraschall-Elastometrie, können bösartige Tumore der Schilddrüse frühzeitig erkannt werden; bei Verdacht auf eine Lebererkrankung wird die Elastometrie schon seit einigen Jahren durchgeführt. Prof. Thomas Bernatik, Gastroenterologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik I, erläutert das Verfahren.
Was ist die Ultraschall-Elastometrie?
Es ist eine Messung der Gewebeelastizität per Ultraschall. Gesundes Körpergewebe ist in der Regel weich. Bei einer Ansammlung von Bindegewebe, wie es etwa bei einer Lebererkrankung vorkommt, wird das Organ steifer, ebenso bei der Bildung eines Tumors. Diese Steifigkeit können wir auf zwei verschiedene Arten messen. Bei der ersten Methode wird über das Ultraschallgerät ein Ultraschall-Impuls an einen Punkt des zu untersuchenden Gewebes abgegeben und wir messen die Geschwindigkeit der Wellen, die sich zur Seite hin ausbreiten. Man kann sich das wie bei einem Stein vorstellen, der ins Wasser geworfen wird. Aus der Geschwindigkeit kann die Steifigkeit des Gewebes abgeleitet werden. Bei der Untersuchung der Schilddrüse kann die Elastizität anhand der Verformung des Gewebes beobachtet werden, die durch das Pulsieren der Halsschlagader ausgelöst wird. Die Elastizität des Gewebes wird auf dem Monitor farbig dargestellt; Blau bedeutet weich, Rot steif.
Welchen Vorteil hat das Verfahren gegenüber anderen Diagnose-Methoden?
Mit einer normalen Ultraschalluntersuchung können wir nur Formen und Oberflächen in schwarz-weiß erkennen. Bei Verdacht auf eine chronische Lebererkrankung zum Beispiel musste früher eine Biopsie vorgenommen werden, das heißt, es wurde mittels Punktion Gewebe entnommen und mikroskopisch untersucht. Dank der farb-codierten Sono-Elastometrie kann auf solche Eingriffe oft verzichtet werden, es ist also ein schonendes Verfahren für die Patienten.
Wann wird die Elastometrie angewendet?
Wenn bei einem Patienten unspezifische Schilddrüsenknoten festgestellt wurden, bei auffälligen Leberwerten oder einer diagnostizierten Fettleber.
Welche Folgen kann es haben, wenn diese Befunde nicht näher untersucht werden?
Bösartige Schilddrüsentumore sind zwar selten, aber wenn sie nicht rechtzeitig erkannt werden, können sich beispielsweise beim sogenannten follikulären Karzinom über die Blutbahnen Metastasen im Körper entwickeln. Eine Erkrankung der Leber kann vielfältige Folgen haben, denn sie ist ein wichtiges Organ für die Entgiftung unseres Körpers, speziell für die Blutreinigung. Ist ihre Funktion beeinträchtigt, kann es zur Enzephalopathie kommen, also krankhaften Veränderungen der Gehirnfunktion, Blutungen im Magen-Darmbereich aufgrund von geplatzten Krampfadern in der Speiseröhre sowie vermehrtes Bauchwasser. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Leberkrebs.
Ist die Leberzirrhose das völlige Versagen des Organs?
Nein. Damit wird lediglich die Veränderung des Organs bezeichnet, wenn Lebergewebe zerstört und vermehrt Bindegewebe gebildet wird. Bei fortschreitender Erkrankung kommt es zur Narbenbildung, Gewebeverhärtung und Schrumpfung des Organs. Zerstörtes Gewebe kann nicht mehr wiederhergestellt werden, aber der Vorgang des Umbaus kann gestoppt werden. Daher ist es wichtig, eine Leberzirrhose frühzeitig zu erkennen.
Welche Symptome zeigen sich bei betroffenen Patienten?
Anfangs leider keine, der Patient fühlt sich höchstens etwas müde. Die Erkrankung ist ein schleichender Prozess. Im fortgeschrittenen Stadium nimmt der Bauchumfang aufgrund von eingelagertem Bauchwasser zu, bei Männern ist eine ,Bauchglatze' möglich, sie verlieren also gegebenenfalls Haare am Bauch, die Handflächen können gerötet sein und es bilden sich kleine Gefäßspinnen, das heißt, winzige Adern breiten sich von einem Punkt spinnenförmig aus. Zudem kann sich bei Männern das Brustgewebe vergrößern. Tritt zusätzlich eine Gelbsucht auf, sind die Augäpfel und die Haut gelblich verfärbt.
Welche Ursachen gibt es außer einer Hepatitis?
Die Hauptursachen sind übermäßiger Alkoholkonsum und falsche Ernährung. Weitere Gründe für eine Lebererkrankung können eine Speichererkrankung, Störung des Immunsystems, Nebenwirkungen von Medikamenten oder eine Fettleber sein.
Wie kann man einer Leberzirrhose vorbeugen?
Ausgewogen und nicht zu fetthaltig essen, sich ausreichend bewegen beziehungsweise Sport treiben, natürlich Alkoholkonsum einschränken. Eine Hepatitis-C-Infektion kann medikamentös behandelt werden, ebenso eine Speichererkrankung. Wer Medikamente einnimmt, welche die Leber schädigen können, sollte sich genau an die ärztlichen Verordnungen halten beziehungsweise mit seinem Haus- oder Facharzt besprechen, ob hier regelmäßige Laborkontrollen sinnvoll sind.
Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin
» Zur Abteilung für Innere Medizin – Gastroenterologie