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Wann ist eine Bauchstraffung medizinisch notwendig?


Mögliche Therapien in der Plastischen Chirurgie an der Kreisklinik Ebersberg

Wann ist eine Bauchstraffung medizinisch notwendig?
Dr. Timm Engelhardt (Foto: Zettl)

Ebersberg, Mai 2021 – Mit dem Wort „Bauchstraffung“ verbinden viele Menschen nur eine Schönheitsoperation. Doch nicht nur aus ästhetischen Gründen werden solche Eingriffe durchgeführt. Dr. Timm Engelhardt, Chefarzt der Plastischen Chirurgie und Handchirurgie an der Kreisklinik Ebersberg, erläutert, wann Bauchdeckenoperationen aus gesundheitlichen Gründen empfehlenswert oder sogar notwendig sind.

Wo liegt der Unterschied zwischen einer medizinisch indizierten Bauchstraffung und einem Eingriff zur Verbesserung der Figur?
Grundsätzlich könnte man sagen, dass die Eingriffe, die bei uns durchgeführt werden, die Lebensqualität der Patienten steigern und Folgeerkrankungen vorbeugen. Sie ersetzen keine Gewichtsabnahme – bei normalgewichtigen Patienten erzielen wir sogar die besten Ergebnisse – und haben nicht die Modelfigur im Fokus. Die Fettschürzen-Resektion, wie die Entfernung eines am Hosenbund überlappenden Gewebes genannt wird, hat einen geringeren ästhetischen Anspruch, bei der Bauchstraffung werden ästhetische Gesichtspunkte berücksichtigt, stehen aber nicht immer im Vordergrund. Schönheits-OP hingegen werden rein aus ästhetischen Gründen durchgeführt.

Welche Art von Bauchdecken-OP werden in Ebersberg vorgenommen?
Wir bieten drei verschiedene Eingriffe an. Neben der genannten Fettschürzen-Resektion ist die häufigste die sogenannte Abdominoplastik, bekannt als Bauchdeckenstraffung. Vorgenommen wird sie meist bei jüngeren, körperlich aktiven Patienten. Der Eingriff beinhaltet auch eine Versetzung und Neueinpassung des Bauchnabels. Der dritte Eingriff ist die aufwändigere Bauchwandrekonstruktion, etwa nach einem Unfall, einer Bauchoperation oder weil durch eine Infektion, einen Tumor oder eine Nervenerkrankung das Gewebe geschädigt wurde.

Aus welchem Grund muss bei einigen Patienten die Bauchwand gestrafft werden?
Da gibt es mehrere Gründe. Viele von ihnen haben zum Beispiel nach einer starken Gewichtsabnahme einen Hautüberschuss im Bereich des Hosenbunds unterhalb des Nabels, der bei manchen Patienten weder durch Sport noch durch eine Diät komplett zurückgebildet werden kann. Diese „Fettschürze“ ist oft nicht nur bei der Bewegung störend, sondern in der Hautfalte können trotz penibler Körperpflege juckende Hautirritationen bis hin zu Entzündungen und Durchblutungsstörungen entstehen. Bei Frauen, die eine Mehrlingsschwangerschaft hatten oder mehrere Schwangerschaften kurz hintereinander, kann es ebenfalls zu solchen Weichteilerschlaffungen kommen. Die zwei geraden Bauchmuskeln, die paarig senkrecht von den Rippen bis zum Schambein verlaufen, dehnen sich bei einer Schwangerschaft und können seitlich wandern. Dadurch kann es zum Ausleiern der vorderen Bauchwand kommen, im Extremfall sogar zu einer Rektusdiastase, bei der Gewebeaussackungen ähnlich wie bei einem Leistenbruch entstehen, in die sich Teile des Darms vorwölben können. Bei einer Abdominoplastik werden diese Muskeln und ihre Hüllen gestrafft und zentriert.

Gibt es auch psychische Gründe?
Wenn sich ein Patient durch das überschüssige Bauchgewebe so in der Gestaltung seiner Freizeit und seines Privatlebens eingeschränkt fühlt, dass er sich sozial zurückzieht oder sogar in eine Depression verfällt, dann könnte unter Umständen eine Bauchstraffung indiziert sein. Hier muss aber immer ein Psychologe hinzugezogen werden, der abwiegt, ob der Leidensdruck nachvollziehbar und gerechtfertigt ist, oder ob eine gestörte Körperwahrnehmung vorliegt, eine sogenannte Dysmorphophobie. Aufgabe des Plastischen Chirurgen ist es, solche Fälle zu entdecken.

Wenn es gerechtfertigt ist: Wie wird eine Abdominoplastik durchgeführt?
Zunächst wird knapp oberhalb der Schambehaarung ein bogenförmiger Schnitt vom einen bis zum anderen Hüftknochen gemacht. Die Narbe ist später von der Unterwäsche bedeckt. Bei einem Hautüberschuss oberhalb des Nabels ist noch ein senkrechter Schnitt nötig und die Narbe sieht später aus wie ein auf dem Kopf stehendes „T“. Anschließend wird die Körperkontur hergestellt. Dies geschieht durch eine Straffung der geraden Bauchmuskeln, der Muskelhüllen (Faszien) und der Haut, von den Flanken bis zur Mitte. Zum Schluss wird die Haut gestrafft und überschüssige Anteile werden entfernt. Der Bauchnabel, der anfangs ausgeschnitten wurde, wird neu eingepasst, so dass er mittig zwischen den geraden Bauchmuskeln liegt.

Ist der Eingriff mit Risiken verbunden?
Neben den allgemeinen Operationsrisiken wie etwa Blutverlust, Infektion, Thrombosen und Herz-Kreislauf-Problemen gibt es manchmal Patienten, bei denen die Wunde nur zögerlich bis gar nicht heilt. Betroffen davon sind in erster Linie starke Raucher und Diabetiker, die unter Durchblutungsstörungen leiden. Im Extremfall kann es zum Absterben von Ober- und Unterhaut kommen. Kritisch sind auch quer verlaufende Oberbauch-Narben, etwa von einer Gallen- oder Leberoperation, da sie wie eine Durchblutungsbarriere wirken. Brüche (Hernien) in der Bauchdecke bergen ebenfalls ein hohes Risiko, so dass wir vor dem Eingriff immer eine Weichteiluntersuchung vornehmen, um die Operationsrisiken so gering wie möglich halten zu können.

Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin


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