« Zurück zur Übersicht
Erfolgreiche Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge in der Kreisklinik Ebersberg
Dr. Jasmin Rex beim Aufklärungsgespräch mit einer Patientin. Foto: kk/sf
Ebersberg, Juni 2021 – Seit Januar 2020 gelten bei der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung neue Richtlinien. Zeitgleich mit diesen Neuerungen wurde die Gynäkologische Dysplasie-Sprechstunde in der Kreisklinik Ebersberg von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert, vor kurzem erhielt sie nun auch eine Kassenzulassung. Wir sprachen mit der Leiterin, Dr. Jasmin Rex, über ihre Erfahrungen der letzten Monate.
Das verbesserte Vorsorgeprogramm hat zum Ziel, Gebärmutterhalskrebs zu verhindern. Gelingt das in Ihren Augen?
Ja, definitiv. Der behandelnde Frauenarzt kann bei einer Krebsvorsorgeuntersuchung nur feststellen, ob Zellveränderungen oder eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) vorliegen, aber nicht, ob die Auffälligkeiten tatsächlich auf eine Krebserkrankung hindeuten. Das kann nur eine Gewebeprobe zeigen. Nach der neuen Richtlinie des Früherkennungsprogramms haben Frauen ab 20 Jahren bei einer Dysplasie, also Zellveränderungen am Gebärmutterhals, am Muttermund, an der Scheide oder an den Schamlippen, Anspruch auf eine genaue Abklärung in einem zertifizierten Dysplasiezentrum. Dadurch hat sich die Zahl unserer Patientinnen 2020 im Vergleich zu 2019 vervierfacht. Die Kassenzulassung der Kreisklinik wird die Zahlen vermutlich noch steigen lassen. So konnten und können wir mehr Krebsvorstufen entdecken und verhindern, dass sie sich zu einer bösartigen Erkrankung entwickeln.
Das heißt, in der Sprechstunde finden weitere Untersuchungen statt?
Genau. Aber zuvor reden wir mit den Patientinnen. Viele von ihnen sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was die Diagnose bedeutet, und sie haben Angst. Durch eine ausführliche Aufklärung versuchen wir ihnen diese Angst zu nehmen. Anschließend wird eine Kolposkopie vorgenommen, also eine Untersuchung des Gebärmutterhalses durch ein Mikroskop, um die Zellveränderungen beurteilen zu können. Zudem wird eine Gewebeprobe entnommen und durch einen Pathologen untersucht. Nach etwa einer Woche liegen die Ergebnisse vor, dann besprechen wir diese sowie das weitere Vorgehen mit der Patientin.
Worauf muss sich die Patientin einstellen, wenn bei ihr eine Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses festgestellt wird?
Es gibt drei Vorstufen. Die ersten beiden bilden sich in der Regel von selbst wieder zurück. Geschieht das nicht über einen Zeitraum von zwei Jahren, dann empfehlen wir eine Operation, ebenso bei Stufe drei. Je nach Befund wird das veränderte Zellgewebe per Laser entfernt oder konisiert. Das bedeutet, es wird ein kegelförmiger Teil des Gebärmutterhalses entfernt.
Haben manche Frauen ein höheres Gebärmutterhalskrebs-Risiko als andere?
In den allermeisten Fällen entsteht Gebärmutterhalskrebs durch eine Infektion mit HPV und diese Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Daher kann fast jede Frau betroffen sein. Unsere Patientinnen sind im Durchschnitt zwischen 30 und 60 Jahre alt. Ein Risikofaktor jedoch sind Rauchen oder andere Formen der Nikotinaufnahme. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt das Immunsystem. Aber auch Vorsorge ist wichtig. Schutz bieten Kondome oder die HPV-Impfung, die für junge Mädchen, aber auch Jungen, vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen wird.
Welche Qualifikation haben die Ärzte im Ebersberger Dysplasiezentrum?
Die Grundvoraussetzung für die Durchführung einer Dysplasie-Sprechstunde ist eine spezialisierte Ausbildung, die mit einem Kolposkopie-Diplom abgeschlossen wird. Neben mir haben das auch mehrere andere Kolleginnen und Kollegen, so dass wir uns jederzeit gegenseitig vertreten können. Unser Team ist also gut aufgestellt, was auch dazu führt, dass Patientinnen bei uns eine relativ kurze Wartezeit auf einen Termin haben.
Gibt es Zukunftspläne?
Ja. Neben den Dysplasie-Sprechstunden gibt es auch sogenannte Dysplasie-Einheiten. Diese Einrichtungen sind ebenso zertifizierte Zentren, die aber noch mehr qualifizierte Untersucher haben und niedergelassenen Gynäkologen Hospitationen anbieten können. Der Vorteil für Patientinnen ist, dass sich die Wartezeiten bis zur Abklärung des Befundes weiter verkürzen. Derzeit streben wir eine Zertifizierung als Dysplasie-Einheit an. Die Voraussetzungen dafür, etwa ein hoher technischer Standard und eine hohe Kompetenz der Untersucher erfüllen wir bereits.
Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin
» Zum Dysplasiezentrum
Patientenzahlen in Gynäkologischer Dysplasie-Sprechstunde steigen
Erfolgreiche Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge in der Kreisklinik Ebersberg
Dr. Jasmin Rex beim Aufklärungsgespräch mit einer Patientin. Foto: kk/sf
Ebersberg, Juni 2021 – Seit Januar 2020 gelten bei der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung neue Richtlinien. Zeitgleich mit diesen Neuerungen wurde die Gynäkologische Dysplasie-Sprechstunde in der Kreisklinik Ebersberg von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert, vor kurzem erhielt sie nun auch eine Kassenzulassung. Wir sprachen mit der Leiterin, Dr. Jasmin Rex, über ihre Erfahrungen der letzten Monate.
Das verbesserte Vorsorgeprogramm hat zum Ziel, Gebärmutterhalskrebs zu verhindern. Gelingt das in Ihren Augen?
Ja, definitiv. Der behandelnde Frauenarzt kann bei einer Krebsvorsorgeuntersuchung nur feststellen, ob Zellveränderungen oder eine Infektion mit Humanen Papillomviren (HPV) vorliegen, aber nicht, ob die Auffälligkeiten tatsächlich auf eine Krebserkrankung hindeuten. Das kann nur eine Gewebeprobe zeigen. Nach der neuen Richtlinie des Früherkennungsprogramms haben Frauen ab 20 Jahren bei einer Dysplasie, also Zellveränderungen am Gebärmutterhals, am Muttermund, an der Scheide oder an den Schamlippen, Anspruch auf eine genaue Abklärung in einem zertifizierten Dysplasiezentrum. Dadurch hat sich die Zahl unserer Patientinnen 2020 im Vergleich zu 2019 vervierfacht. Die Kassenzulassung der Kreisklinik wird die Zahlen vermutlich noch steigen lassen. So konnten und können wir mehr Krebsvorstufen entdecken und verhindern, dass sie sich zu einer bösartigen Erkrankung entwickeln.
Das heißt, in der Sprechstunde finden weitere Untersuchungen statt?
Genau. Aber zuvor reden wir mit den Patientinnen. Viele von ihnen sind verunsichert, weil sie nicht wissen, was die Diagnose bedeutet, und sie haben Angst. Durch eine ausführliche Aufklärung versuchen wir ihnen diese Angst zu nehmen. Anschließend wird eine Kolposkopie vorgenommen, also eine Untersuchung des Gebärmutterhalses durch ein Mikroskop, um die Zellveränderungen beurteilen zu können. Zudem wird eine Gewebeprobe entnommen und durch einen Pathologen untersucht. Nach etwa einer Woche liegen die Ergebnisse vor, dann besprechen wir diese sowie das weitere Vorgehen mit der Patientin.
Worauf muss sich die Patientin einstellen, wenn bei ihr eine Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses festgestellt wird?
Es gibt drei Vorstufen. Die ersten beiden bilden sich in der Regel von selbst wieder zurück. Geschieht das nicht über einen Zeitraum von zwei Jahren, dann empfehlen wir eine Operation, ebenso bei Stufe drei. Je nach Befund wird das veränderte Zellgewebe per Laser entfernt oder konisiert. Das bedeutet, es wird ein kegelförmiger Teil des Gebärmutterhalses entfernt.
Haben manche Frauen ein höheres Gebärmutterhalskrebs-Risiko als andere?
In den allermeisten Fällen entsteht Gebärmutterhalskrebs durch eine Infektion mit HPV und diese Viren werden beim Geschlechtsverkehr übertragen. Daher kann fast jede Frau betroffen sein. Unsere Patientinnen sind im Durchschnitt zwischen 30 und 60 Jahre alt. Ein Risikofaktor jedoch sind Rauchen oder andere Formen der Nikotinaufnahme. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt das Immunsystem. Aber auch Vorsorge ist wichtig. Schutz bieten Kondome oder die HPV-Impfung, die für junge Mädchen, aber auch Jungen, vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen wird.
Welche Qualifikation haben die Ärzte im Ebersberger Dysplasiezentrum?
Die Grundvoraussetzung für die Durchführung einer Dysplasie-Sprechstunde ist eine spezialisierte Ausbildung, die mit einem Kolposkopie-Diplom abgeschlossen wird. Neben mir haben das auch mehrere andere Kolleginnen und Kollegen, so dass wir uns jederzeit gegenseitig vertreten können. Unser Team ist also gut aufgestellt, was auch dazu führt, dass Patientinnen bei uns eine relativ kurze Wartezeit auf einen Termin haben.
Gibt es Zukunftspläne?
Ja. Neben den Dysplasie-Sprechstunden gibt es auch sogenannte Dysplasie-Einheiten. Diese Einrichtungen sind ebenso zertifizierte Zentren, die aber noch mehr qualifizierte Untersucher haben und niedergelassenen Gynäkologen Hospitationen anbieten können. Der Vorteil für Patientinnen ist, dass sich die Wartezeiten bis zur Abklärung des Befundes weiter verkürzen. Derzeit streben wir eine Zertifizierung als Dysplasie-Einheit an. Die Voraussetzungen dafür, etwa ein hoher technischer Standard und eine hohe Kompetenz der Untersucher erfüllen wir bereits.
Das Gespräch führte Sybille Föll, Freie Journalistin
» Zum Dysplasiezentrum