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Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse


Bessere Diagnostik durch hochauflösende bildgebende Verfahren

Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Prof. Thomas Bernatik und Dörthe Riedl mit höchster Konzentration bei einer endosonographischen Untersuchung. Der Arzt weiß, wie viel von seiner exakten Diagnose für den Patienten abhängt. Foto: kk/sf

Ebersberg, Juni 2015 – Die Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, ist zwar mit ihren 15 bis 20 Zentimetern Länge und ein bis drei Zentimetern Dicke im Vergleich zu anderen Organen klein, sie erfüllt jedoch in unserem Körper wichtige Funktionen bei der Verdauung und der Regulierung des Energiestoffwechsels. Welches die häufigsten Erkrankungen sind und wie man sie erkennen kann, erläutert Professor Thomas Bernatik, Chefarzt der Inneren an der Kreisklinik Ebersberg und Experte auf diesem Gebiet.

Herr Prof. Bernatik, warum ist die Bauchspeicheldrüse ein so wichtiges Organ?
Die Bauchspeicheldrüse hat zwei wesentliche Kernaufgaben. Eine sogenannte endokrine und eine exokrine Funktion. Bei der endokrinen Funktion werden Hormone produziert, die direkt ins Blut abgegeben werden, zum Beispiel Insulin, das den Blutzucker reguliert. Der exokrine Teil stellt ein Sekret mit vielen Enzymen her, das in den Zwölffingerdarm abfließt und dafür sorgt, dass die Nahrung in ihre Bestandteile, etwa Eiweiß und Kohlenhydrate, zerlegt und im Darm aufgenommen wird. Je nachdem welche dieser Funktionen gestört ist, kann es zu verschiedenen Beschwerden kommen, unter anderem zu Verdauungsproblemen oder Diabetes mellitus.

Was kann die Funktion der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigen und was sind die Folgen?
Gallensteine, bestimmte Medikamente, Alkoholexzesse oder eine zu fetthaltige Ernährung können zu einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen, der Pankreatitis. Chronisch wird diese, wenn über einen längeren Zeitraum viel Alkohol konsumiert wird, aber auch Rauchen und angeborene Störungen können dazu beitragen. Sowohl bei der akuten als auch bei der chronischen Pankreatitis wird meist funktionsfähiges Gewebe zerstört. Ein Nachlassen der endokrinen Funktion kann zum sogenannten pankreopriven Diabetes führen. Das heißt, die Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig Insulin – anders als beim Diabetes Typ 2. Dort wird zunächst ausreichend Insulin produziert, aber es entfaltet nicht die adäquate Wirkung im Körper. Beim Nachlassen der exokrinen Funktion können Verdauungsprobleme und Durchfall die Folge sein. Neben der akuten und chronischen Pankreatitis kommen aber auch gutartige und – seltener – leider auch bösartige Tumore wie das Pankreaskarzinom vor. Zur Erkennung und Unterscheidung braucht es moderne, bildgebende Verfahren wie die Endosonographie, die wir in der Kreisklinik Ebersberg durchführen. Dieses Verfahren ist hochauflösender und damit präziser als ein „normaler“ Ultraschall von außen, außerdem detaillierter als eine Computertomographie oder Kernspintomographie.

Wie funktioniert die Endosonographie?
Es ist quasi ein Ultraschall „von innen“. Dafür führen wir – ähnlich wie bei einer Magenspiegelung – ein Endoskop, an dessen Ende zusätzlich ein kleiner Ultraschallkopf sitzt, durch die Speiseröhre bis zum Magen und Zwölffingerdarm vor. Von hier aus kann die daneben liegende Bauchspeicheldrüse sehr genau beurteilt werden. Am Bildschirm können wir sowohl das endoskopische als auch das Ultraschallbild betrachten. Dadurch sind gutartige Tumore oder zystische Läsionen besser zu erkennen, also mit Flüssigkeit gefüllte Gewebeblasen, die Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse verursachen können. Und weil wir dadurch zudem wesentlich früher bösartige Tumore entdecken können, ist in der Kreisklinik die Zahl der im frühen Stadium entdeckten Pankreaskarzinome und folglich der Pankreas-Operationen gestiegen – damit aber auch die Aussicht auf Heilung für die Patienten. Das Pankreaskarzinom zählt zu den Tumorarten mit der schlechtesten Heilungsprognose.

Warum ist das so?
Der Tumor macht sich meistens erst sehr spät bemerkbar und die Schmerzen sind unspezifisch. Die Betroffenen haben zum Beispiel Schmerzen im Oberbauch oder im Rücken und denken, sie hätten Magen- beziehungsweise Rückenprobleme. Nur wenn der Tumor im vorderen Teil der Drüse sitzt, kann in manchen Fällen das Auftreten einer Gelbsucht Hinweis auf ein Karzinom geben. Bis zur richtigen Diagnose ist dieser sehr schnell wachsende Tumor aber oft schon zu groß, um operativ entfernt zu werden, zudem hat er unter Umständen bereits Metastasen gebildet. Bei anderen Krebsarten bestünde eventuell noch eine Heilungschance durch Chemotherapie und Bestrahlung, aber dieses Karzinom spricht darauf nur schlecht an. Je früher man also den Tumor erkennt, desto besser. Eine Heilungsgarantie gibt es zwar niemals, aber die Prognosen sind wesentlich besser.

Das Gespräch führte Sybille Föll


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